Während der EPT Barcelona hatte unser Kollege Fred Guillemot von PokerListings Gelegenheit, mit Alex Stevic, dem ersten EPT-Barca-Sieger überhaupt aus dem Jahr 2004, zu sprechen.
Alex berichtet von abenteuerlichen Poker-Partien, die aus der Feder von Graham Greene oder Ernest Hemingway stammen könnten. Seinen Erfolg wiederholen wird Alex aber nicht, unglücklicherweise flog er am Ende von Tag 3 aus dem Main Event. Hier ein Auszug aus dem Interview, das Einblicke in eine spannende Welt eröffnet:
PokerListings: Du bist also immer noch ein Vollzeit-Pokerspieler?
Alex Stevic: Ja, aber ich versuche, in absonderlichen Orten überall auf der Welt in privaten Games zu spielen. Ich bin nicht so ein toller Spieler, weißt Du, und gegen die meisten Jüngeren habe ich keine Chance. Also versuche ich, Orte zu finden, bei denen das größte Können ist, überhaupt in die Partien reinzukommen.
Das kann ich aber sehr gut. Ich finde die richtigen Leute, freunde mich mit ihnen an, nehme ein paar Drinks und dann wird eben Poker gespielt.
PokerListings: Welche Spiele werden denn an diesen sonderbaren Orten gespielt?
Alex Stevic: Meistens Texas Hold’em oder Omaha, es kommt darauf an. Das Ding ist, dass in den Casinos die guten Games meist auch die teuren sind. Wenn man $2/$4 Texas spielt, muss man gegen die ganzen trainierten ‘young guns’ antreten. Wenn man aber $25/$50 Omaha spielt, kann man gegen die Typen mit dem großen Geld spielen. Man muss genau diese Games suchen.
PokerListings: Da kommen einem direkt Cashgames mit komischen Menschen und Knarren unter dem Tisch in den Sinn…
Alex Stevic: Ja, das auch. I besuche – oder tat es in der Vergangenheit – echt verrückte Orte. Zum Beispiel werde ich im nächsten Jahr nach Afrika reisen. Nicht nach Marokko, da geht ja jetzt jeder hin, aber nach Madagaskar, Nigeria, Angola, oder Äquatorialguinea. Es ist schwer, überhaupt in diese Länder reinzukommen, aber ich habe es schon mit einem Freund abgeklärt.
Dieser Freund ist ein koreanischer Händler und mit dem Sohn des Präsidenten von Äquatorialguinea befreundet. Er ist ein totaler Diktator, das Land ist also nicht wirklich sicher. Die spielen da aber private Partien und wirklich große. Ja, da habe ich schon eine Einladung.
PokerListings: Wie triffst Du diese Leute?
Alex Stevic: Ich habe den Koreaner eines Tages am Pokertisch kennengelernt. Ich mochte ihn, er war freundlich und interessant. Ich wollte sein Freund sein und so haben wir uns unterhalten. Ich habe ihn zum Essen eingeladen und er sagte, dass ich zu ihm nach Äquatorialguinea kommen solle und dort spielen bzw. die Spiele aufziehen solle. Er sagte auch, dass ich mir über die Polizei keine allzu großen Gedanken machen müsse, da er mit dem Präsidentensohn befreundet sei.
PokerListings: Spielst Du auch mit dem Präsidenten selber?
Alex Stevic: Nein, er ist ein sehr ernster Mann. Sein Sohn ist das Gegenteil. Ich war noch nicht da, es gibt viel Malaria. Mein Sohn wurde vor etwas mehr als einem Jahr geboren und so kam ich zuletzt nicht viel herum.
Davor war ich aber in Brasilien und habe auch dort an ungewöhnlichen Orten gespielt. Es gibt jetzt viele professionelle Spieler dort aber als ich da war – vor 5 oder 6 Jahren – war ich der Einzige Pro am Tisch und das war schon komisch.
Alex StevicPokerListings: Wissen die, wer Du bist?
Alex Stevic: Nicht wirklich. Ich habe es ihnen erzählt, weil mich einer wiedererkannt hat. Die haben mich gefragt, wie viel ich damals in Barcelona gewonnen habe. Ich sagte 80.000 Euro und die haben angefangen zu lachen. Mir ging dann auf, dass diese Typen wirklich reich waren. Der Typ neben mir wirkte, als hätte er in seinem Leben nicht einen Tag gearbeitet. Man konnte es an seiner Haut sehen.
Mir wurde gesagt, dass sein Großvater Brasilien aufgebaut hat und seiner Familie der Großteil von Sao Paulo gehört. Er war definitiv ein Milliardär.
PokerListings: Hast Du nie Angst bei solchen Partien?
Alex Stevic: Nein, die besten Partien sind die mit der Mafia. Nicht mit so 20-jährigen Gangstern, die nur 20.000 Dollar haben, weil das wirklich gefährlich ist. Aber mit den Älteren zu spielen, den großen Bossen, die das große Geld gemacht haben und 40 Jahre nicht von der Polizei erwischt wurden, das ist gut.
Die haben es geschafft, die haben das Geld und sie wollen keine Probleme. Ich spiele gegen sie, weil sie das Geld wegwerfen. Wenn Du weißt, dass du nicht so gut wie die anderen bist, musst Du eben die guten Spots finden. Und man trifft immer verrückte Leute, die einen auf krasse Abenteuer mitnehmen…
PokerListings: Dann muss Dir die EPT sehr gewöhnlich im Vergleich dazu vorkommen…
Alex Stevic: Es macht auf jeden Fall Spaß. Als ich entschied, nach Barcelona zurückzukehren, haben mir einige Leute gesagt, es sei zu groß, zu kommerziell etc.
Aber ich finde es toll hier, ehrlich. Das Turnier ist großartig, es wie eine gut geölte Maschine. Ich werde wahrscheinlich wieder mehr Turniere spielen. (…)
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.09.2013.