Gutes Deepstack Poker erfordert eine Vorgehensweise wie Schach. Man sollte immer vorausdenken und die verschiedenen Möglichkeiten analysieren, die sich auf späteren Straßen in der Hand ergeben können.
Nehmen wir an, Sie spielen Heads-up No Limit Hold’em mit Blinds von $50-$100. Sowohl Ihr Gegner, als auch Sie haben $15.000 vor sich liegen. Ihr Gegner hat den Button und raist auf $300. Sie callen mit KQ. Manchmal reraisen Sie damit, in diesem Fall callen Sie aber bloß, da KQ eine Hand ist, mit der es gefährlich sein kann, out of Position einen großen Pot aufzubauen.
Der Flop kommt Q65 in unterschiedlicher Farbe. Sollte man auf diesem Flop checkraisen? Ich denke, nein. In dieser Situation würde ich mit einem Set, zwei Paaren oder öfter mit Nichts checkraisen, aber nicht mit KQ. AQ ist hier nur knapp besser als KQ. Auch damit würde ich nicht checkraisen.
Man sollte nur dann checkraisen, wenn man die folgende Frage eindeutig beantworten kann: „Bin ich mit dieser Hand bereit, alle meine Chips zu riskieren?“ Ein taktisch kluger Checkraise erlaubt es einem, diese Frage klar zu beantworten. Callt man preflop mit JT, dann kann ein Checkraise auf dem Flop Q65 durchaus richtig sein, da man damit den Pot oft genug gewinnen wird.
Nehmen wir an, Ihr Gegner setzt $600, Sie checkraisen auf $2.400, und er pusht. Callen Sie mit KQ? Ich nicht. Wenn man wüsste, dass der Gegner nach Ihrem Checkraise entweder all-in geht oder foldet, dann liefert ein Checkraise mit KQ, einer der stärksten Hände auf diesem Board, das gleiche Ergebnis wie ein Checkraise mit einer Hand, die das Board verfehlt hat.
Nehmen wir an, Ihr Gegner callt den Raise. Sind Sie damit glücklich? Auf dem Turn werden Sie beim Board Q65x out of Position in einem Pot von $5.400 mit noch $13.300 sein. Was ist Ihr Plan für den Rest der Hand? Sie haben zwei Optionen – Check oder Bet. Beide sind gleich schlecht.
Untersuchen wir zuerst die Option Bet. Nehmen wir an, Ihr Plan sieht folgendermaßen aus: Bet Turn und Fold auf einen Raise. Gehen wir außerdem davon aus, Ihr Gegner wird auf Ihre Turn-Bet reagieren, indem er entweder foldet oder all-in reraist. Wieder haben wir ein Szenario, in dem es keine Rolle spielt, ob Sie KQ oder JT halten. Denken wir eine Sekunde darüber nach. Ein Raise auf dem Flop und eine anschließende Bet auf dem Turn mit Top Pair ergibt das gleiche Ergebnis wie ein Raise auf dem Flop und eine Bet auf dem Turn mit Nichts.
Auch wenn Sie den Turn betten und Ihr Gegner callt, können Sie nicht glücklich sein. Falls Sie auf dem Turn den Pot setzen, dann ist der Pot $16.200 groß, während Sie beide noch $6.900 haben. Es ist nicht klar, was der beste Spielzug auf dem River sein wird. Das einzig Klare ist, taktisch ungesundes Spiel hat Sie in eine schwierige Situation auf dem River gebracht. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Sie einen teuren Fehler begehen werden.
Gut, es ist möglich, dass sich Ihr schlechtes Spiel auszahlt. Vielleicht betten Sie den River und Ihr Gegner callt mit QJ. QJ ist aber die einzige plausible gegnerische Hand, gegen die ein Checkraise, gefolgt von einer Bet auf dem Turn und einer Bet auf dem River mit KQ besser ist als mit XY, wobei X und Y keinen Bezug zum Board haben. Vielleicht check-callen Sie auf dem River und provozieren einen Bluff eines Straßendraws, der nicht ankam. Insgesamt gesehen ist ein Checkraise auf dem Flop mit KQ aber ein ernster taktischer Fehler.
Betrachten wir nun die zweite Option: einen Checkraise auf dem Flop und einen Check auf dem Turn. Hier können Sie nur darauf hoffen, dass Ihr Gegner auf dem Turn ebenfalls checkt. Falls Sie checken und Ihr Gegner bettet, dann liegt KQ wahrscheinlich hinten. Ich würde auf eine Bet in Höhe des Pots folden und denke, dass der Fold korrekt ist, obwohl Ihr Gegner QJ oder QT halten kann. Auch das demonstriert die Anfälligkeit des Checkraises auf dem Flop. Hätte man auf dem Flop bloß gecallt, dann wäre es vermutlich mit Check-Check auf dem Turn und Bet-Call auf dem River weitergegangen. Im ersten Fall müssen Sie eventuell eine bessere Hand in einem großen Pot folden, im zweiten Fall gewinnen Sie einen Pot von $5.400.
Wird auf dem Turn beiderseits gecheckt, dann wird Ihre Hand vermutlich gut sein. Kommt der potentielle Draw nicht an, können Sie checken, um einen Bluff zu provozieren. Kommt der Draw an, dann würde ich vermutlich setzen und darauf hoffen, dass mein Gegner QT oder QJ hält.
Viele Spieler denken, eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, die beste Hand zu halten, ist ausreichend, um zu raisen oder zu reraisen. Das ist bei Deepstack Poker nicht der Fall.
Brandon Adams
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 20.08.2008.