… na ja gut, es gibt nur eins. Wenn es so richtig blass wird, Frauen vor weißen Wänden keine Schatten mehr werfen und man Menschen nur mit Sonnenbrille anschauen kann, weil sie einfach durch mehr als vornehme Blässe vor sich hin strahlen, ist man in Helsinki. Ja ja, klingt nach Klischee, war aber mein Empfinden.
Dabei kam ich in Finnland an, als die Sonne vom Himmel brüllte und alle Menschen im schönen Helsinki aus den Häusern strömten und jeden grünen Flecken in der Sonne besetzten, um eben dem kränklichen Teint auf den Leib zu rücken. Das Schöne an einem solchen Wetter in einer solchen Stadt ist, dass alle aufblühen und so richtig aus sich rausgehen. Das ist faszinierend und Männer und Frauen sind in einer kollektiven Hochstimmung. Ich kann also schon mal jetzt Helsinki im Frühling und Sommer sehr empfehlen.
Nun ja, und dann gibt es da noch ein Casino. Genau eins. Nicht für ganz Helsinki, für ganz Finnland! Gleich am Anfang sagte mir eine sehr nette junge Frau, dass Finnland ja auch nur ein kleines Land sei. Oooohhhhh, das kleene Finnland. Wie bescheiden. Das Casino heißt folgerichtig auch „Grand Casino“, ist es doch somit das größte Casino im ganzen Land. Es liegt mitten in der Stadt und ist ebenso einen Besuch wert. Sicherlich auch im Winter, wenn die Elche vor der Tür angebunden werden.
So, genug jetzt mit den Finnenwitzen. Na gut, einen noch. Die Stühle haben Skiträger an der Rückenlehne. Nein Quatsch, also ich kam jedenfalls in das Casino und fragte nach den Pokertischen. Zunächst musste ich mir anhören, dass der ganze Stolz des Casinos die ersten Slotmaschinen zum Film „Sex and the City 2“ in ganz Europa seien. Na wunderbar. Doch sofort danach drückte man mir mehrere Broschüren in die Hand, in der allerlei Pokerveranstaltungen standen.
Auf den Schwingen des “Adlers” in HelsinkiQuelle: carstenweidling.de
Turniere in Hold‘em und Omaha. Im Seven Card Stud und Sökö Pot Limit. Watt? Ich habe mich aufklären lassen und weiß nun, dass Sökö auch als Canadian Stud oder Scandinavian Stud bekannt ist, und eine Variante von 5 Card Stud ist.
Sei es wie es sei, ich setzte mich an einen Turniertisch und spielte los. Glauben Sie es oder nicht, mein erster Tisch passte wunderbar in meine Finnland-Klischees. Der Tisch war so blond, dass ich mir als Dunkelhaariger vorkam wie ein Brandfleck mitten in einem blühenden Rapsfeld. Es wurde, vielleicht der unerwarteten Wärme geschuldet, wie wahnsinnig gespielt. Nun gut, es war ein Rebuy-Turnier und da ist das Durchdrehen ja beinahe Teil des Spiels. Meines ist das nicht.
Beim Cash-Game hatte sich einiges geändert. Zunächst einmal war mein Tisch viel internationaler. Aus allen baltischen Ländern, Russland und einigen anderen europäischen Ländern trifft man Spieler. Ich war der einzige Deutsche, aber beinahe jeder einheimische Spieler hatte ein paar Geschichten von anderen deutschen Spielern in Helsinki zu erzählen. Wir sind beliebt, gelten aber als Verrückte.
Die internationale und sehr gesprächige Runde hatte schon wirklich eine reizvolle Atmosphäre und die Finnen fühlten sich wohl mit ihren Gästen. Die Spieler einigten sich, statt auf das normale 5 und 5 Euro Spiel auf ein 2 und 2-Eurospiel. Gebracht hat das freilich nichts. Es gab beinahe immer einen Straddle und meist einen Raise nicht unter 20 Euro. Nun ja, zum Spiel selbst bleibt nicht so viel zu sagen, man könnte die Runde in vielen anderen europäischen Casinos finden.
Abendstimmung in HelsinkiQuelle: carstenweidling.de
Das Weltreisepokerfazit, kurz WPF: Dieses Casino ist sehr bemüht und versucht wirklich, seinen Pokerspielern und Pokergästen abwechslungsreiche Unterhaltung zu bieten. Das Casino selbst ist schön, die Spieler sind international, die Belegschaft sehr professionell und alles macht Spaß.
Ich kann Finnland, Helsinki und das einzige Casino nur empfehlen. Denn wenn einer den ganzen Schnee weggeschippt hat, ist es ganz nett.
Euer Carsten Weidling on Tour
Wer mehr über Carsten und seine Weltreise erfahren möchte, kann gern auf www.carstenweidling.de
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.06.2010.