Daniel Negreanu hat einen aufregenden Januar hinter sich – über die Aussie Millions, seinen gehackten Account und vieles mehr lässt er sich in seinem jüngsten Blog-Eintrag aus. Hier sind einige seiner Gedanken aus diesem Blog in deutscher Übersetzung:
Eine Million verloren
Ich wollte das $250k Lotto-Turnier (das Super-Highroller-Event der Aussie-Millions) eigentlich gar nicht spielen, aber nachdem ich in den TV-Cash-Games ein wenig gewonnen hatte und im “Poker-Modus” war, dachte ich, es könne ja nicht schaden. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Dieses Turnier war in vielerlei Hinsicht zernichtend. Zu fünft war ich Chip-Leader, aber nur drei Plätze wurden bezahlt. Zu viert spielte ich gegen Ivey, Antonius und Hansen – ihr wisst schon, die von der Onyx-Cup-Werbung.
Gus war short und ich bekam keine auch nur halbwegs spielbare Hand, so foldete ich mich von 1,2 Millionen auf 700k Chips. Gus hat weiterhin loose gespielt und auch noch Hände gewonnen und auf einmal saß ich bei 25k/50k Blinds mit nur 15 Big Blinds am Tisch. Aus dem Button erhöhte Antonius. Er hatte 19 Big Blinds und ich ging davon aus, dass er wegen der enormen Bubble ein All-In nur mit einer richtig guten Hand callen könnte. Außerdem war ich inzwischen letzter im Count und hatte deswegen das Gefühl, ich wäre an der Reihe, der Aggressor zu sein, denn es war nicht abzusehen, dass diese Jungs an der Bubble irgendwelche großen Hände austragen würden. Also schob ich mit Ax 8x Alles in die Mitte und bekam von Antonius mit Jx Jx einen Insta-Call. Ich verlor und es fühlte sich wie der Verlust von einer Million Dollar an. Am nächsten Morgen wachte ich mit einem beklommenen Gefühl auf – etwas, das ich schon ewig nicht mehr erlebt hatte.
Gehackter Account
Am 31. Januar flog verließ ich Melbourne und nach der Landung passierte etwas Merkwürdiges: Ich versuchte, mich in meinen Hotmail-Account einzuloggen, bekam aber stets die Meldung, mein Passwort sei falsch. Nach mehreren Versuchen war ich etwas irritiert und besorgt. Ich habe derartiges schon bei einem Freund erlebt und konnte deswegen absehen, dass mein Account höchstwahrscheinlich gehackt wurde. Ich war eigentlich nur um meine privaten E-Mails besorgt. Ich bin zwar wahrlich niemand, der etwas zu verstecken hätte, aber da ist so einiges persönliches Zeug über andere Leute drin, das ich ungern in der Öffentlichkeit gesehen hätte.
Lex (Veldhuis) schickte mir wenig später eine Nachricht: “Was sollte das denn?”. Ich hatte keine Ahnung, was er meinte, aber dann dämmerte mir, dass möglicherweise auch mein PokerStars-Account betroffen sein könnte. Ein Blick auf Twitter zeigte mir eine Hand, die ich gegen takechip in der Nacht zuvor gespielt haben soll. Dann ging ich vom Schlimmsten aus.
Sehr schnell fand ich raus, dass der Hacker tatsächlich mit meinen (PokerStars-)Account eine Vergnügungsfahrt unternommen hatte. Und das werde ich nie verstehen: Er hat das Geld nicht an einen spezifischen Spieler verloren, er hat einfach nur an mehren Tischen mein Geld gleichmäßig verteilt. Insgesamt hat er $61k von meinem Geld verloren. Warum er meinen Account nicht leerte, weiß ich nicht, aber ich bin dankbar, dass er es nicht getan hat.
In solchen Fällen sind die PokerStars-Nutzungsbestimmungen sehr deutlich: Wird dein E-Mail-Konto gehackt wirst du nicht entschädigt, ganz egal, wer du bist. Ich muss den Verlust also selbst tragen. Da ich einige Tage zuvor allerdings gefühlt eine Million Dollar verloren hatte, tat mir dieser Verlust nicht ganz so sehr weh. ich war nur froh, meinen E-Mail-Account wieder zu haben.
Derzeit läuft eine Ermittlung und ich hoffe, man bekommt den Burschen. Ich wünschte, die alten Vegas-Regeln könnten hier angewandt werden. Man würde den Typen mal für einen Nachmittag mit in die Wüste nehmen und ein wenig Gerechtigkeit walten lassen, aber in so einer Welt leben wir ja nicht mehr. Eine angemessene Strafe wären meiner Meinung nach ein paar Schläge mit einem Baseball-Schläger in die Leistengegend oder vielleicht eine Kastration – aber das ist nur meine Meinung.
Viele haben mich gefragt, ob ich denn keinen RSA-Token benutzt hätte. Die Antwort ist nein, aber ich werde mir jetzt einen zulegen. Tatsächlich hatte ich keinen, weil mir diese Technologie ein wenig fremd war und es mir einfach zu viel Mühe machte. Jetzt kann ich jedem nur empfehlen, sich einen zuzulegen – es ist doch viel einfacher, als man denkt.
Mehr über Daniel Negreanu, sein Verhältnis zu Phil Ivey, Howard Lederer und seinem Liebesleben gibt es in seinen regelmäßigen Blogs auf fullcontactpoker.com.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.02.2012.