Meine 11 Tage San Jose in Costa Rica haben mich tief beeindruckt und mir so viel Spaß bereitet, dass ich bei meiner Weiterreise nach Havanna so voller Erlebnisse war, dass es alleine zum Thema Poker für zwei Geschichten locker reichte.
Heute widme ich mich dem Land und den Casinos. Das nächste Mal ein paar ganz besonderen Spielern und Menschen, die ich in San Jose treffen durfte. In Costa Rica ruft man sich bei vielen Gelegenheiten „Pura Vida!“ zu und ich bin ganz sicher, das bedarf keiner Übersetzung. Und es stimmt. Wer das sicherste Land Mittelamerikas besucht, sollte seinen Spaß am puren Leben haben.
Ein Besuch der heißen Quellen und des Vulkans in Arenal lohnen sich ebenso wie die bezaubernden Strände. San Jose selbst ist nun nicht gerade eine Schönheit. Und für den Familienurlaub sollte man sich wahrlich ein anderes Plätzchen in Costa Rica suchen. Die Sehenswürdigkeiten sind schnell abgearbeitet und das Museum ist ein 8-Dollar-Witz. Doch wer alleine reist und gern spielt, ist hier prächtig aufgehoben.
Rein zufällig stolperte ich am Karfreitag in das Hotel und Casino Del Rey. Ich hatte gerade einmal 20 Dollar einstecken und war überrascht, den Laden offen vorzufinden. Alle anderen Casinos hatten geschlossen, und Alkohol gab es dank Jesus` Dilemma auch nicht. Mit viel Glück machte ich aus den 20 Dollar beim Black Jack 100 Dollar und hatte so das Minimum-Buy-in für das 1 und 2 Dollarspiel zusammen.
This is the jungle, baby…Quelle: carstenweidling.de
Danach habe ich das “del Rey” nur noch selten verlassen. Die Atmosphäre ist köstlich. Selbstverständlich fallen einem sofort die Hundertschaften an Schönheiten ins Auge. Toll, was das schöne Geschlecht hier Dank überzeugendem Genpool und Schönheitschirurgie zu bieten hat. Nun findet man das „Gunstgewerbe“ oft in der Nähe der Spieltische dieser Welt. Doch hier wurde ich vom Pokerchef Dr. Bob gleich mal herzlich im „berühmtesten Bordell Costa Ricas“ begrüßt.
Als alleinstehender Mann im Del Rey zu pokern und unentwegt die versammelten Schönheiten von Costa Rica, Süd – und Mittelamerika zu sehen, ist schon etwas Besonderes. Es ist, als würden sich ein paar Jungs in einem Süßigkeitenladen zum Autoquartett spielen treffen und dann versuchen, sich zwischen Schokobrunnen und Zuckerwattemaschine auf die PS-Zahl ihres 74er Ferraris zu konzentrieren.
Im Pokerbereich selbst haben die Mädels zwar nix zu suchen, doch sieht man sie in leichter Entfernung ständig. Nicht selten verschwinden Spieler für ein paar Minuten, um sich von den schönen Mädels wenigstens ansprechen zu lassen oder um eine alte süße Sünde herzlich zu begrüßen. Ich habe auch erlebt, wie ein vor sich hin grummelnder und schlecht gelaunter Spieler gleich mal für zwei Stunden verschwunden war und danach grinsend seinen gesamten Stake verspielte ohne auch nur einmal das Lächeln zu verlieren. Fragen hat am Tisch freilich niemand gestellt. Wozu auch?
Wie aus dem Mel-Gibson-Film “Apocalypto”…Quelle: carstenweidling.de
Um den Tisch sitzt allabendlich ein Schwung immer gleicher Spieler. Viele leben auch von Spiel. So hatte ich mehr als eine Woche Zeit, die schrägen US-Aussteiger und Costa Rica Profis zu beobachten. Davon das nächste Mal mehr. Die Atmosphäre ist, wenn man die Augen vom Schokobrunnen lässt, toll. Alkoholfreies und kleine Snacks gibt es unentwegt an den Tisch. Drinks kosten 2 Dollar und für den Hungrigen gibt es ein leckeres Spieler-Menü. Die Dealer und das Personal sind versiert und freundlich.
Es ist einfach eine Freude, hier zu sein. Und selbst wenn einer der Spieler so lange auf seine rettende Riverkarte gewartet hat, bis sie endlich kam, reicht ein Blick in die Welt der Zuckerwatte und alles ist wieder gut. Am Mittwochabend ist Omaha-Zeit. Es wird gut, ja viel besser als Hold’em gespielt. Die Runde ist kleiner und erlesener. Es gibt unzählige Casinos in San Jose. Und vom Horseshoe bis zum Fiesta ist für jeden was dabei.
Ich möchte noch das Casino im Hotel Clarion erwähnen. Dort sind die besten Spieler anzutreffen. Bei Blinds von 2 und 5 Dollar und einem Buy in von 200 bis 2000 Dollar sollen sich auch Spieler einfinden, die auch schon an den Finaltables in Vegas gesessen haben. Ich durfte gegen Profis aus Schweden, Dänemark, den USA und Costa Rica spielen. Und von einem einzigen Vegastisch mal abgesehen, hatte ich noch nie das Vergnügen eines so guten Spiels.
Dennoch, diese Zwischenbemerkung hatte jetzt mehr etwas mit journalistischer Sorgfaltspflicht zu tun. Ich gebe es gern unumwunden zu: mein Poker- und mein Männerherz gehören dem Del Rey. Ich komme also sicher wieder und werde bei so mancher Gelegenheit ausrufen: „Pura Vida!“
Euer Carsten Weidling on Tour
Wer mehr über Carsten und seine Weltreise erfahren möchte, kann gern auf www.carstenweidling.de nachlesen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 27.04.2010.