Ein Continuation Bet ist eine mächtige Waffe in den Händen eines starken, aggressiven Spielers. Es ist eine sehr einfache, aber profitable Technik: Man raist preflop und bettet erneut auf dem Flop, unabhängig davon, was kommt, um einen Gegner davon zu überzeugen, seine Hand zu folden.
Im Ringgame basiert der Wert eines Continuation Bets auf drei Faktoren: Der Illusion der Stärke, die durch den Raiser gezeigt wurde, der Wahrscheinlichkeit der Stärke der Hand des Raisers und der Wahrscheinlichkeit der Schwäche der Hand des Callers nach dem Flop.
Betrachten wir als erstes die Illusion der Stärke. Dies ist eine rein psychologische Taktik, die sehr elementar ist, was sie aber nicht ineffektiv macht. Poker ist ein großenteils psychologisches Spiel. Durch einen Raise preflop repräsentiert man eine starke Hand. Indem man auf dem Flop erneut setzt, erhält der Raise das Bild von Stärke aufrecht.
Das würde natürlich nicht funktionieren, wenn es nicht auch ein Element der Plausibilität in der Bet gäbe. Wir müssen also auch über die Wahrscheinlichkeit der Stärke der Hand des Raisers sprechen. In den meisten Situationen in einem Ringgame weist ein Preflop-Raise tatsächlich auf eine starke Hand hin und ein Call auf eine schwächere. Die meisten Calls preflop kommen von loosen Spielern, deren Hände im allgemeinen schwächer sind als diejenigen des Preflop-Raisers. Es ist wahrscheinlich, dass der Raiser eine stärkere Hand hält, und die Bet auf dem Flop reflektiert das.
Aber selbst wenn die Hand des Callers besser als die des Raisers ist, besteht die statistische Realität in Hold’em darin, dass die meisten ungepaarten Hände den Flop verfehlen und die meisten Paare weder ein Set machen, noch zum Overpaar werden. Das gibt dem Spieler, der auf dem Flop setzt, einen mathematischen Vorteil, da sein Gegner in den meisten Fällen keine starke Hand gefloppt haben wird. Die Wahrscheinlichkeit der Schwäche nach dem Flop ist groß.
Dies sind die Prinzipien, die Continuation Bets in Ringgames effektiv machen. Schauen wir uns nun an, inwiefern die Prinzipien für ein Heads-up-Match gelten.
Offensichtlich gilt die Illusion der Stärke in einem Heads-up-Match weiterhin, da es sich mehr um einen psychologischen als mathematischen Faktor handelt. Genauso ändert sich die Wahrscheinlichkeit der Schwäche der Hand des Callers in einem Heads-up-Match nicht. Es ist weder mehr, noch weniger wahrscheinlich, mit K J ein Paar zu floppen, als in einem Ringgame.
Der Faktor, der sich in einem Heads-up-Match ändert, ist die Wahrscheinlichkeit der Stärke der Hand des Raisers. In den meisten Heads-up-Matches raist der Button mit wesentlich mehr Händen als der Big Blind callt. Dieser Effekt wird ein wenig abgemildert durch die Tatsache, dass der Big Blind im allgemeinen mit seinen besten Händen reraist. In einem Pot, in dem er callt, umfasst seine Auswahl an Händen also nicht unbedingt die großen Paare und AK, während der Button diese Hände durchaus halten kann. Aber selbst wenn man das berücksichtigt, wird der Big Blind eine durchschnittlich stärkere Preflop-Hand als der Button halten. Die Voraussetzung, dass die Hand des Raisers stärker ist, ist also nicht gegeben. Während die Hand des Raisers auf bestimmten Flops durchschnittlich stärker sein könnte als die des Callers (mir kommt 4 5 6 in den Sinn), ist das im allgemeinen nicht so.
Eine analoge Situation gibt es im Ringgame, wenn der Cutoff oder der Button raist, nachdem alle vor ihm gefoldet hatten. Er wird von einem der Blinds gecallt und bettet den Flop. Ein aggressiver Cutoff/Button wird in dieser Situation in der Regel eine schwächere Auswahl an Händen haben, als ein tighter Big Blind, der gecallt hatte.
Ein guter Spieler im Big Blind kann in der Lage sein, die psychologischen Faktoren des Continuation Bets zu ignorieren, und realisieren, dass seine Auswahl an Händen stärker ist als die des Raisers. Heißt das, es ist inkorrekt, Continuation Bets gegen solche Spieler zu machen? Während es in Matches zwischen zwei starken Gegnern manchmal seltener zu Continuation Bets kommt, bleibt die Frequenz in anderen Fällen gleich, ohne dass es nachteilige Effekte hat. Obwohl der Raiser in eine stärkere Auswahl an Händen bettet, bleibt der Continuation Bet eine sehr mächtige Waffe.
Das liegt an der überragenden Wichtigkeit der Position in einer Heads-up-Partie. Besitzen die Stacks eine vernünftige Größe, ist die Fähigkeit des Buttons, die Größe des Pots zu manipulieren, von so großem Vorteil, dass sie die unterschiedliche Stärke der Hand mehr als kompensiert. In einem Heads-up-Match kann den Continuation Bet daher besser als Position Bet beschrieben werden.
Wird preflop und anschließend nach dem Flop dreimal in Höhe des Pots gebettet, dann setzt man 81 Big Blinds, also fast ein Buy-in. Der Button ist derjenige, der normalerweise bestimmt, ob das passiert. Ohne eines Continuation Bets auf dem Flop ist es schwierig, einen Pot dieser Größe zu erzeugen. Ein Continuation Bet oder in diesem Fall besser Position Bet ist daher für den Button von besonderem Wert. Bei Stacks zwischen 60 und 100 BB hat er die meiste Kontrolle darüber, wieviel Geld in den Pot geht und ob es ein All-in geben wird. Aus diesem Grund ist der Continuation Bet auch in einem Heads-up-Match eine nützliche Taktik, selbst wenn die anderen Faktoren, die sie in einem Ringgame stark machen, nicht gelten.
Fred Bush
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 07.02.2008.