Während der ereignisreichen PokerStars EPT Berlin hatten wir von PokerOlymp die einzigartige Gelegenheit, ein Interview mit Deutschlands beliebtester Moderatorin und Buchautorin zu führen, die erst vor kurzer Zeit die Leidenschaft für Poker in sich entdeckt hat. Die Rede ist von der aparten Charlotte Roche, die mit ihrem Charme nicht nur die anwesende Redaktion verzaubert hat.
Die Autorin des Bestsellers “Feuchtgebiete” spricht mit PokerOlymp über Stefan Raab, das berühmte Coaching von Jan Heitmann und verrät uns ganz offenherzig, warum sie während der EPT gekotzt hat.
PokerOlymp: Wie war es bei TV Total?
Charlotte Roche: Die Sendung ist ein total komisches Mischwesen, da man ja eigentlich beim Poker nicht so viel sprechen würde. Raab ist ja der Gastgeber also labert er auch soviel. Er muss reden um da fürs Fernsehen ein bisschen Schwung in die Bude zu kriegen. Ich denke aber, Raab hat wegen seiner katholischen Erziehung ein grundsätzliches Problem mit Poker und daher kommt es, dass er schlecht spielt.
PokerOlymp: Wie läuft eigentlich das vielzitierte und von allen Promis in Anspruch genommene Training bei Jan Heitmann ab?
Charlotte Roche: Bei mir meinte er, dass ich von den Leuten, die er coachen musste, am meisten mitgebracht habe. Ich habe vorher halt schon viel von meinem Neffen und von der Babysitterin gelernt. Oft muss er bei Null anfangen. Er hat ganz grundsätzliche Sachen erklärt, die man als Anfänger nicht rafft. Wann es Zeit ist, im Turnier all-in zu gehen, die Wetthöhen im No Limit und solche Sachen.
PokerOlymp: Wie bist du zum Poker gekommen?
Charlotte Roche: Ich war ja schon ein paar Mal bei der TV Total Pokernacht eingeladen, hatte aber keine Lust, da wie ein Volltrottel rumzusitzen. Ich wollte das Spiel erst lernen. Im Urlaub hat mir mein 17-jähriger Neffe dann die Grundregeln beigebracht. Unsere Babysitterin, nach der auch unser Pokerverein “Pokerhontas” benannt ist, hat das Ganze dann etwas verfeinert. Sie hat lange schwarze Haare und ist eine richtige Pokerhexe. Die hat uns dann – bevor Jan Heitmann kam – nochmal richtig rangenommen. Poker ist eine neu entdeckte Leidenschaft und in dem Verein sind zwar Paare aber keine “Pussypaare”, sondern welche, die sich beim Spiel auch richtig angiften. Wir haben die Regel, dass man, wenn man einen aus dem Turnier genommen hat, noch sagen muss: “Fick Dich!”
Charlotte Roche – Jetzt braucht sie ein WasserPokerOlymp: Hast du schon Vorbilder im Poker?
Charlotte Roche: Ich schaue sehr viel Poker im Fernsehen und spiele jetzt auch viel im Internet. Ich mag Phil Ivey und Chris Ferguson. Als Frau interessiere ich mich natürlich sehr für die Frauen, z. B. Naujoks und Thater. Gerade im Poker sind doch alle gleich. Mein Mann ist fest davon überzeugt, dass wenn man 10 Männer und 10 Frauen nimmt und ihnen gleich lange Poker beibringt, die Frauen besser wären. Man müsste mal so ein Experiment machen.
PokerOlymp: Ich weiß nicht, ob du jetzt beim Essen drüber reden willst, aber warum hast du dich während der EPT übergeben müssen?
Charlotte Roche: Kein Problem mit dem Essen (lacht). Ich hab das noch nie gehabt. Mir wurden bei den Showdowns die Beine wackelig. Das Herz pochte da drin so. Ein Fremder, der einen so anstiert, das ist richtig intim. Ich hatte noch nie so einen Stress, so wie ein kleiner Körper in einem Sturm. Ich war dann wie ein kleines Kind und musste eben wegen der ganzen Aufregung kotzen.
PokerOlymp: Um beim Thema zu bleiben, wie bist du eigentlich dazu gekommen, ein Buch wie “Feuchtgebiete” zu schreiben?
Charlotte Roche erläutert, wie man als Promi ein Buch schreibtCharlotte Roche: Ich hatte den Vorschuss vom Verlag schon ausgegeben und dann nach 7 Jahren das Gefühl, ich muss jetzt ein Buch schreiben, aber eben nicht irgendeins. Und dann kam die Idee. Ich musste einfach nur die Enden verbinden. Und dann war es so einfach, es zu schreiben – das Einfachste der Welt. Beim Schreiben hatte ich das Gefühl, das ich das erste Mal eigenständig und kreativ etwas leiste, ohne Redakteure oder sonstige Helfer. Es sollte klug, böse und lustig sein.
Charlotte Roche mit glücklichemRedakteur Jan Meinert
PokerOlymp: Wird man dich jetzt öfters für PokerStars spielen sehen?
Charlotte Roche: Ja, alle bei PokerStars waren jedenfalls stolz, dass ich den ersten Tag überlebt habe.
PokerOlymp: Ich denke also, du wirst noch öfter spielen. Was ist für dich die Faszination beim Poker? Worum geht es dabei für dich?
Charlotte Roche: Ich denke, die Balance zwischen Glücksspiel und Rechnen plus die Chance, auch gegen einen Profi dickes Geld zu gewinnen, ist das Tolle. Aber auch das Gefühl, in der Masse unterzutauchen, alle haben die gleichen Bedingungen. Beim Poker gibt es nur das Spiel und alles andere ist vergessen, es ist wie acht Stunden laufen gehen. Es fordert viel Aufmerksamkeit und die Zeit vergeht rasend schnell.
PokerOlymp: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für dein Spiel
Charlotte Roche: Auch euch vielen lieben Dank.
Das Interview führte Jan Meinert, Fotos von Robert Pohle
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 11.03.2010.