Was soll eigentlich ein Artikel über ein Pokerturnier alles enthalten, um interessant zu sein? Natürlich die Basics, wie Teilnehmerzahl und Preisgeld, wenn möglich einige Stories über interessante, extrovertierte Spieler, die für Stimmung sorgen. Beim Erwähnen, dass die Turnierorganisation perfekt war (wie dieses Mal im Concord von Johnny Luetkenhorst und Walter Vogl) wiederholt man sich zwar gelegentlich, doch sollte es dennoch nicht unerwähnt bleiben.









Und unweigerlich gehören dazu natürlich auch Potgeschichten. Sie sind das Salz in der Suppe für pokerinteressierte Zuseher und Leser und gleichzeitig der Albtraum jedes Dealers (und ich spreche da aus über 10jähriger Erfahrung). Wenn Sie wollen, dass Ihnen ein Dealer wohl gesonnen bleibt, ein guter Tipp: Erzählen Sie ihm keine Potgeschichten. Glauben Sie mir, er (bzw. sie) wird nur so tun, als ob es ihn interessiert; das ist sein Job.
Doch bei Ihnen als Leser von Poker Olymp ist dies sicherlich nicht der Fall- und so soll Ihnen im Bericht vom zweiten Tag des Austrian Masters im CCC auch die eine oder andere Potgeschichte erzählt werden.
Wie schon am ersten Tag der Masters war am darauf folgenden der Andrang beim 300 + 30 Euro Freeze Out No Limit Hold´em Turnier fast ebenso groß. 192 Spieler machten sich auf, einen Teil des Preisgeldes von insgesamt 57.600 Euro zu gewinnen.
Bei Hälfte des Turnier etablierte sich der Russe Dmitry Jeserov als klarer Chipleader. Eine Überlegenheit, die ihn bis an den Finaltisch und letztendlich auf Rang 7 brachte.
Den genau entgegen gesetzten Weg zu den Preisrängen schlug Jörg Kudernak ein. Bei verbleibenden 44 Spielern stellte er sich mit seinen letzten Chips und einem Paar Assen All In und wurde von einem Paar 4 gecallt. Nach dem Flop 7-3-4 sah es alles andere als gut für den beliebten, sympathischen und lauten Deutschen aus. Erst ein As am River bedeutete die Rettung und ebnete ihm den Weg bis auf Platz 16, und somit in die Preisränge.
Kurz vor Erreichen der letzten zwei gewinnbringenden Tische waren erfreulicherweise auch noch zwei Frauen im Spiel, und genau diese beiden sollten in einer entscheidenden Partie aufeinander treffen. Die Holländerin Inge Heijboer stellte sich mit ihren letzten Jetons und dem Karo und Pik As All In. Die Österreicherin Jane Al- Maliky bezahlte mit einem Paar 8 in Kreuz und Pik. Die Freude Inges über das As im Flop war getrübt durch drei gefloppte Treff. Schon am Turn kaufte die Österreicherin ihren Flush Draw und nachdem auch der River nichts verändert hatte, musste sich die sympathische Holländerin kurz vor Erreichen der Preisgeldränge verabschieden.Jane erreichte mit ihrem klugen vorsichtigem Spiel (unter anderem foldete sie AK suited vor dem Flop) als letzte Spielerin den hervorragenden 6. Platz.
Als äußerst langandauernd erwies sich dann der Kampf um den Einzug unter die letzten 18. Ganze eineinhalb Limits wehrten sich 19 Spieler gegen das Ausscheiden und somit den letzten ertraglosen Platz. Erst ein Aufeinandertreffen von KK gegen AA (und dem sich damit am Turn ergebenden Assenfull) sorgte für die Entscheidung.
Ein völlig anderes Bild dann an den letzten beiden verbleibenden Tischen. Ganze 20 Minuten brauchte es, um aus den 18 Preisgeldgewinnern 10 Finalisten zu finden.
Und dann gibt es da natürlich noch die an Märchen erinnernden Geschichten, die das Pokern so schön machen. Hauptdarsteller dabei war diesmal Marko Cmelik. Der junge Österreicher investierte am Donnerstag 35 Euro bei einem Satellite, gewann dieses und somit einen Platz beim 300 Euro Turnier. Dort war er mit seiner Kapuze und seinen Sonnenbrillen nicht von den anderen Profis zu unterscheiden, ganz im Gegenteil, alle 191 Kontrahenten sollten sich letztendlich an ihm die Zähne ausbeißen.
Als noch drei Spieler übrig geblieben waren, außer Cmelik noch Hr. Dado aus Österreich sowie der Deutsche Mohummadzadek Peyman (P.M.), lag er im Chipcount klar zurück. Bei einem Teilungsangebot nach Chipstand konnten sich die drei wegen einer Differenz von 200 Euro nicht einigen, wie sich schon in der nächsten Partie herausstellen sollte, ein äußerst lukratives Scheitern der Verhandlungen für den Qualifikanten. Er stellte sich mit K6 All In und wurde von beiden gecallt. Mit dem König am Turn setzte er sich unter anderen gegen ein Pocket Pair 5 durch, verdreifacht seinen Chipsstand und war von da an Chipleader.
Kurz darauf verlor P.M. auch noch einen Großteil seiner Jetons (und somit letztendlich auch seinen 2. Rang) an Dado, was zu einem ausgeglicheneren Chipsstand führte. Dies war dann ausschlaggebend dafür, dass sich die drei doch noch zu einer Einigung durchringen konnten und nach Chips teilten.
Marko Cmelik musste letztendlich zwar auf seinen verdienten Pokal verzichten, doch über 13.000 Euro dürften seine Trauer diesbezüglich dann doch ziemlich in Grenzen gehalten haben.
Wolfgang Kunerth
Das Ergebnis:
1. | CMELIK Marko | Austria | € 18.150 |
2. | DADO | Austria | € 9.300 |
3. | PAYMAN Mohummadzadek | Germany | € 5.470 |
4. | SANCAK Ersin | Austria | € 4.040 |
5. | MAY Andreas | Germany | € 3.280 |
6. | AL-MALIKY Jane | Austria | € 2.730 |
7. | JESEROV Dmitry | Russia | € 2.180 |
8. | PODARIU George | Romania | € 1.640 |
9. | KALINAC Vojtek | Slovakia | € 1.090 |
10. | WLADKOWSKI Börnie | Austria | € 870 |
11. | GYARMAT Gabor | Hungary | € 870 |
12. | BUBICA Nihad | Bosnia | € 870 |
13. | SCHEUERER Christian | Germany | € 760 |
14. | RASVAN Sebe | Romania | € 760 |
15. | KUDERNAK Jörg | Germany | € 760 |
16. | SIKRAI | Hungary | € 650 |
17. | YE Zheng Fa | Austria | € 650 |
18. | SUN Yao Dong | China | € 650 |
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 17.06.2007.