Sie gelten aktuell als die vermutlich spektakulärsten Cashgame-Partien der Welt und sind immer wieder Gegenstand wilder Spekulationen. Doch was passiert an den Highstakes-Tischen von Macao wirklich? In einem Interview mit dem britischen Bluff-Magazine berichtet Sam Trickett, wie es ihm in Macao ergangen ist. Auszüge daraus wollen wir hier auf deutsch wiedergeben.
Frage: Sam, erzähl uns von Macao.
Trickett: Ich war in Kapstadt, als Tom Dwan mit meinem Freund James Bord telefonierte und von den Partien in Macao und seinen Gewinnen erzählte. Ich sagte zu James, dass ich dort hinfahren möchte, und er beteiligte sich mit 30 Prozent an mir.
Ich transferierte etwa 320.000 Pfund (4 Millionen HKD) und baute diese in den Side Games (300/600 HKD) um 6 Millionen HKD aus, um an der hohen Partie teilzunehmen. Schließlich verkaufte ich Anteile, spielte mit und gewann im Endeffekt etwa 1 Million Pfund in zwei Sessions. Dies gelang mir in einer Partie mit Blinds von umgerechnet 400 £/800 £, in der es meist einen Straddle gab. Es ging richtig ab und die Pots waren riesig. Die chinesischen Spieler schauen sich gerne viele Flops an, daher callt jeder ständig. Als ich jedoch meine Chance bekam, saß ich mit Urindanger, Dwan und zwei Chinesen am Tisch, es war also nicht gerade leicht.
Frage: Es spielen also vor allem reiche Geschäftsleute in dieser Partie?
Trickett: Ja, sie spielen recht gut Poker, sind aber extrem wohlhabend. Saßen in der Partie lauter Fische, kam ich leider nicht zum Spielen. Man sitzt am Tisch, es kommen weitere Fische hinzu und sie bitten einen aufzustehen. Geschieht dies, musst Du aufstehen. Ich versuche nun, Mandarin zu lernen, damit ich mich an den Sticheleien beteiligen kann und mehr akzeptiert werde.
Frage: Sind diese teuren Partien eine dauerhafte Einrichtung?
Trickett: Offenbar gibt es sie schon seit mehr als einem Jahr, aber niemand wusste davon. Während der APT Macao entdeckte man diese Partien plötzlich – ich werde also im nächsten Jahr zurückkehren und versuchen, wieder so erfolgreich wie beim letzten Mal abzuschneiden. Mit Tom am Tisch war es allerdings beschwerlich und ziemlich hart.
Frage: Gab es verrückte Pots?
Trickett: Ich spielte eine Hand, in der Tom wie in 80 Prozent der Fälle raiste und ich auf dem Button mit Q J callte. Der Big Blind callte auch und auf dem Flop kamen Tx 3x 2x in drei Farben. Der Big Blind brachte eine Donk Bet über 200.000 HKD, also umgerechnet 16.000 Pfund, und Tom callte. Der Big Blind erschien mir schwach – maximal Top Pair. Ich kann in dieser Situation nicht mit einem Bluff raisen, da ich nur Sets repräsentiere, und das ist gegen einen Spieler wie Tom keine gute Idee.
Also callte ich, wie ich es mit einem Set täte, und weil ich zudem Backdoor Flush und Backdoor Straight Draws hatte. Auf dem Turn kam eine Sieben. Der Chinese spielte 300.000 HKD an, also etwas mehr als auf dem Flop und Tom foldete zu meiner Überraschung. Ich vermute, er war beunruhigt, weil ich hinter ihm saß. Ich raiste auf 800.000 HKD und der Big Blind bezahlte recht schnell. Daher wusste ich, dass er ziemlich schwach war, denn mit einem Set hätte er nachgedacht.
Auf dem River kam eine weitere Sieben und ich ging All-In. Hätte er gecallt, wäre ich Pleite gewesen, denn ich hatte beim ersten Mal 3 Millionen HKD an Tom verloren. Ich war mit 2 Millionen HKD All-In und hätte James anrufen und ihm sagen müssen, dass sein Geld weg ist. In dieser Hand hatte ich jedoch einen konkreten Read und wusste, wie sie ausgehen würde. Ich erzielte am Ende einen Gewinn von 1 Million Pfund, daher war diese Hand sehr wichtig. Ich rief James via Skype an und er fragte mich, „Wieso hast du auf dem Flop gecallt? WIESO?“ Er meinte, ihm sei von meinem All-In-Bluff schlecht. Er steht sehr auf ABC-Poker und meinte, ich solle aufhören zu bluffen.
Frage: Wie konntest Du in dieser Hand die Fassung bewahren?
Trickett: Vor allem in dieser Situation war ich so sicher, dass er foldet, dass ich nichts preisgab. Ich gehe davon aus, dass er foldet, also gehe ich All-In. Er foldete und ich zeigte meine Hand nicht, weil er der Ausrichter der Partie war und ich nicht sticheln wollte. Als ich die Chips sortierte, merkte ich allerdings, wie meine Hände zitterten. Tom raunte mir dann zu, „Schöner Bluff.“ Während der Hand war er sich sicher, dass ich stark war, aber als er hinterher meine zitternden Hände sah, wusste er es. Er meinte, das sei ihm beim ersten Live-Bluff auch so ergangen.
Macao war großartig. Ich habe einen 800.000 Pfund-Pot mit Top Pair gewonnen. Das war eine weitere Hand, die hätte schief laufen können. Ich wurde auf dem Flop auf 1,6 Millionen HKD gecheckraist und der Gegner hatte noch 1,4 Millionen vor sich. Eine schwierige Entscheidung also. Ich wusste, dass James sagen würde: „Du hattest nur Top Pair, was machst Du? Kx Qx ? Was ist los mit Dir?!
Soweit das Interview, für dessen Abdruckgenehmigung wir uns beim Bluff Magazine bedanken.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 21.01.2011.