Es fing damit an, dass ich am Freitag “mitten in der Nacht” aufstehen durfte, um mich auf den Weg zum Flughafen Tegel zu machen. Dieser wirkte um 5:30 am Morgen noch sehr verlassen, wodurch ich aber zumindest mein Gepäck relativ schnell los wurde. Was mir zu dem Zeitpunkt noch nicht klar war: So schnell würde ich das auch nicht wiedersehen… Aber dazu später.
Mein erster Stop war Frankfurt, wo ich am Abflug-Gate Stefan Hachmeister vom Pokerblatt vorfand. So hatte ich auch gleich die aktuelle Ausgabe des Magazins zu lesen, während ich auf den Abflug wartete. Den zweieinhalb stündigen Flug habe ich anschließend komplett zum Wiederauffüllen meines Schlafpensums genutzt, wodurch er relativ schnell schon wieder vorbei war.
Bei der Landung überraschte mich Portugal mit einer unerwartet dichten Wolkendecke, die, wie sich später rausstellen sollte, aber fast ausschließlich über dem Flughafen hing. Im wenige Kilometer entfernten Estoril war und ist es größtenteils sonnig und angenehm warm.
Nun folgte jedoch die vergebliche Warterei auf mein Gepäck, die damit endete, dass mir eine nette Dame am Lost and Found Schalter versicherte, es würde mir am Nachmittag ins Hotel nachgeliefert. Nun gut, das soll ja vorkommen. “Wird schon passen”, dachte ich mir.
In Estoril angekommen, besserte sich meine Laune schlagartig. Sonne, Strand und Meer bei angenehmen 22 Grad und das Anfang November… da störten auch die paar Regenwolken, die am Horizont aufzogen, nicht sehr.
Am Abend war dann Welcome Party im Casino Estoril angesagt. Dort gab es Getränke und Fingerfood und die anwesenden deutschen Journalisten und Spieler konnten sich näher kennenlernen. Anschließend stand eine unterhaltsame Show einer jungen “Trommeltruppe” auf dem Programm und danach war schließlich der Start des ersten Sideevents.
Der Strand von Estoril mit einem Topf voll Gold am Ende des Regenbogens…Ein 110€ Shoot-Out mit 100 Spielern was für diesen Abend angesetzt. Ich war natürlich dabei, wurde aber bald Opfer der aggressiven Blindstruktur. Bis zum 300-600 Level konnte meinen 5000er Startstack zwar durch konsequentes Folden halbwegs intakt halten, aber dann war es auch ganz schnell vorbei.
Mit J 9 fülle ich im SB nach drei Limpern auf, der BB checkt. Auf dem Flop kommt 8 Q 3 und alle checken. Der Turn bringt die 10 und ich bekomme alle meine Chips gegen Kx Jx in die Mitte. Der “Miracle-King” auf dem River bleibt aus und das war’s.
Kurz darauf ging es mit einem Teil der anwesenden Deutschen in ein Lokal in der Nähe, wo ich eine Tütensuppe serviert bekam. Komplett mit Klümpchen und allem. Auf der Rechnung schlug das Brot mit Butter und einem Stück Käse, welches wir vor dem Essen gereicht bekamen, mit über acht Euro zu buche… Ein wenig merkt man dem Ort hier schon an, dass er auf Touristen ausgelegt ist.
Für mich war der Abend danach gelaufen. Im Hotel musste ich feststellen, dass mein Gepäck noch immer nicht angekommen war. Der Hotelangestellte am Empfang versicherte mir aber, dass verlorenes Gepäck in der Regel mitten in der Nacht dort ankäme und sicherlich morgen früh für mich bereit stünde… Na gut, Zähneputzen ist eh überbewertet.
Tag 2
Heute Morgen stand der ausgiebigen Zahnreinigung allerdings nichts weiter im Wege, denn um 9:30 wurde ich trotz “Do not disturb” Schild an der Tür von einem freundlichen Hotelmitarbeiter geweckt, der mir mein Gepäck auf das Zimmer brachte. Eine Sorge weniger.
Um 12.00 war heute ein Foto- und Filmtermin mit den deutschen Betsson/Poker Bundesliga Qualifikanten zum Main Event angesetzt. Das ganze fand am Strand vor einer kleinen Burg statt und natürlich durfte Meike Busch nicht fehlen. Sie moderierte spontan das Video an und ließ sich dann mit der Gruppe fotografieren.
Ich trennte mich danach von der Gruppe um im benachbarten Ort einen Surf-Shop aufzusuchen. Ein Berliner Kollege hatte dort vor Wochen seinen Wet Suit zur Reparatur hinterlassen und ich habe gerne geholfen, ihm die Versandkosten nach Berlin zu ersparen. Allerdings resultierte die Entfernung in einem sehr ausgedehnten Strandspaziergang, der bei dem super Wetter in Estoril aber auch nicht unangenehm war.
Das Gruppenfoto mit Betsson-Spielerin Meike BuschAls ich dann gegen 16.00 im Casino ankam, lief das Main Event bereits auf Hochtouren. Die angestrebten Mitspielerzahlen wurden zwar nicht erreicht aber es gibt einen ordentlichen Preispool von 379.000 und der große Turniersaal ist dennoch gut gefüllt. Das Klickern der Chips, welches ich seit Vegas schon fast vermisst habe, erfüllt die Luft.
Für die Presse vor Ort hat sich portugiesische Regierung unterdessen etwas ganz besonderes ausgedacht, das in folgenden Regeln für die Journalisten vor Ort resultierte:
“No one is permitted to take pictures or film inside the poker tournament areaIf this rule is infringed it could result in the closure of the tournament. Any media who break this rule will not be allowed to attend any Betsson LIVE tournaments going forward. Photographers also need to respect the privacy of casino clients who are not participating directly in the Betsson Estoril LIVE event.”
Zu Deutsch und auf den Punkt: “Fotografieren verboten!” Klingt komisch, ist aber so.
Betsson hat aber alles getan, was möglich war und ein “Studio” eingerichtet, in dem man die Spieler in den Pausen an einen nur dafür bereit gestellten Pokertisch setzen und fotografieren kann. Außerdem stellt ein eigens angeheuerter Fotograf solche und andere legale Fotos der Events frei zur Verfügung. Dennoch fühle ich mich in meiner Kreativität eingeschränkt. Danke Portugal! Bescheuerte Gesetze gibt’s halt nicht nur bei uns. ;)
Insgesamt sind weit über 20 Deutsche am Start. Wirklich bekannt ist davon nur Meike Busch. Der Großteil hat sich über Betsson oder die Poker Bundesliga qualifiziert. Wer Tag 1 überlebt hat, erfahrt ihr dann morgen hier und evtl. ist ja am Ende der ein oder andere auch wirklich bekannt.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 07.11.2009.