Anfang der Woche veröffentlichte Nordine Bouya ein Video mit welchem er Jean-Paul Pasqualini und Cédric Rossi Betrug beim Final-Table der Partouche Poker Tour 2009 nachwies. Die haben sich über den sogenannten Bauernfunk während des Spiels über ihre Hände ausgetauscht und so Kollusion betrieben. Beim Main-Event der PPT 2009 erreichten sie den ersten und zweiten Platz und nahmen dafür 1,4 Millionen und 870.000 Euro mit.
Hie nochmals das Video mit eingeblendeter Legende:
Das Original-Video ist hier zu finden.
Nach der Veröffentlichung des Videos äußerten sich einige Beteiligten zu den Anschuldigungen. Der mutmaßlich am meisten geschädigte Spieler ist Gianni Giaroni. Er errang bei dem fraglichen Turnier den dritten Platz und dürfte beim Spiel zu dritt fast chancenlos gegen seine beiden Gegner gewesen sein. Leider verstarb er vor zwei Jahren und wird keine Genugtuung mehr erfahren können.
Nordine Bouya
Nordine Bouya, der das Video diese Woche veröffentlichte, gab der Seite PokerEnligne.com ein “» Interview, französisch”. In diesem Interview erklärt er, dass er selbst für den Zusammenschnitt des Videos verantwortlich ist und zur weiteren Aufklärung das gesamte Videomaterial der Partouche Poker Tour 2009 neu hochladen will. Die Originalaufnahmen wurden vor geraumer Zeit von der Groupe Partouche vom Netz genommen.
Er bezeichnet sich als Opfer der beiden beschuldigen Spieler Jean-Paul Pasqualini und Cédric Rossi, da er mehrfach mit ihnen gespielt hätte. Er selbst habe schon lange einen Verdacht gegen die beiden gehabt, da sie in Pötten gegeneinander etwas merkwürdig gespielt hätten. Dass der von ihm entschlüsselte sogenannte Bauernfunk so lange nicht auffiel, erklärt Bouya damit, dass es bei einem 17-stündigen Final-Table sehr lange Phasen gäbe in denen nichts passierte und man nicht durchgehend auf die Details der Bewegungen der einzelnen Spieler achte.
Ein etwas merkwürdiges Licht auf seine jetzige Veröffentlichung des Videos wirft, dass er vor kurzem ein Buch veröffentlicht hat. Es trägt den Titel “Coups de Poker, La glorie ou la mort”. Dieses wird im Interview mit PokerEnligne.com auch großflächig beworben, so dass man ihm durchaus unterstellen kann, er verfolge hier in erster Linie Promo-Interessen.
Michael Tureniec zum Partouche-Betrug
Michael TureniecMichael Tureniec nahm am Final-Table der PPT 2009 teil und wurde siebter. Unseren Kollegen von PokerListings stand er für ein kurzes Interview zur Verfügung, welches wir hier ins Deutsche übersetzt wiedergeben wollen:
Was war Deine Reaktion auf das Video?
Ich war natürlich sehr verärgert, als ich das Video sah. Ich hatte aber schon während des Final-Tables meinen Verdacht, insbesondere nachdem sie auf den Plätzen eins und zwei abschnitten.
Wie groß ist der Vorteil, so zu betrügen?
Es ist natürlich ein riesiger Vorteil wenn man zwei weitere Karten kennt und die Möglichkeit hat, so andere Spieler zu zweit in die Zange zu nehmen. Pasqualini wäre als Shortstack wahrscheinlich auf Platz 8 mit AK gebustet, hätte er nicht gewusst, dass Rossi – einer der Big-Stacks und aggressivsten Spieler am Tisch – Asse hält. Insbesondere wenn man bedenkt, dass die beiden im Cut-Off und Big Blind saßen.
Ist so eine Kollusion üblich?
Ich denke, dass so eine Art Betrug recht häufig vorkommt, insbesondere Live. Doch leider kann man wenig dagegen machen, da es zumeist nicht auffällt und viele Spieler Andere nur sehr selten des Betrugs beschuldigen ohne eindeutige Beweise zu haben.
Wie sollten die Konsequenzen für die beiden Spieler aussehen?
Ich fände es gut, wenn sie von allen weiteren Pokerturnieren in Zukunft ausgeschlossen würden und wenn die Partouche Groupe gegen sie rechtliche Schritte einlegte.
Jean-Paul Pasqualini zu den Betrugsvorwürfen
Jean-Paul PasqualiniDer Beschuldigte Jean-Paul Pasqualini gab schon gestern ein Statement zu den Vorwürfen ab. (» Statement Jean-Paul Pasqualini, französisch )
Darin wies er sämtliche Anschuldigungen von sich. Er unterstellt Nordine Bouya, dass er nur Werbung für sein Buch machen wollte und dass ein Zusammenschnitt von etwas über 4 Minuten von einem 17-stündigen Final-Table gar keine Aussagekraft habe, da jeder Spieler hin und wieder unwillkürliche Bewegungen mache. Ferner wies er ausdrücklich darauf hin, dass die Partouche Poker Tour den Vorfall schon vor zwei Jahren aufgrund von Anschuldigungen untersucht habe, aber keine Unregelmäßigkeiten fand.
Zu guter letzt wendet Pasqualini ein, dass er Rossi vor dem Turnier gar nicht kannte. Umso erstaunlicher mutet dabei seine Siegesrede von 2009 an in der er meinte, dass der Sieg umso schöner sei, da sein Freund Cédric Rossi den zweiten Platz erreicht habe.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 31.01.2013.