Nach den pokerfreien Weltreisestationen Israel, Jordanien, Dubai, Bahrain, China und Taiwan kam ich nach 16 Monaten Tour in Kambodscha an. Kambodscha ist für mich eine Überraschung. Wenn man durch Phnom Penh läuft, scheint man drei Alternativen zu haben: Tempel, Straßenrestaurants und Tempel. Oder andersrum.
Doch anders als in der zweiten Mopedhochburg Vietnam gibt es ein Casino. Und nicht so ein kleines ranziges, wie man es oft in kleinen Ländern findet. Nein, hier haben sie einen Palast hingestellt. „Naga World“ heißt der Komplex, der auch viele Restaurants mit den angeblich besten italienischen und französischen Küchen der Stadt bietet. Das Casino ist groß und wer Baccarat kann, wird, wie immer in Asien, Mitspieler in Massen finden.
Bei den Pokertischen zog es sich ein bisschen, bevor an einem $1/$2-Tisch losgelegt werden konnte. Ja, dem eigenen Riel (Anm. der Red: Riel ist die kambodschanische Währung) traut man wohl nicht, zumal es dann ja auch ein 4.000/8.000er Tisch wäre. Ein bisschen später wurde auch ein $2/$5-Tisch eröffnet und die meisten Frühstarter zogen an diesen Tisch.
Das Spiel ist überraschend gut und groß. Bedenkt man, dass der Mindestlohn eines Textilarbeiters 50 Dollar im Monat beträgt (wurde kürzlich dahin erhöht), wirkt es noch abstruser und man weiß freilich, wer da so am Tisch sitzt. Besonders die Landverkäufe der vergangenen Jahre haben einige sehr reich gemacht und mit ein paar von denen spielt man nun. Zudem saßen ein paar junge Profis am Tisch.
Der Eingang zum Casino NagaworldQuelle: carstenweidling.de
Man darf sich nicht täuschen, auch wenn das „Naga World“ das einzige Casino in Phnom Penh ist, so gibt es doch einige Casinos mehr in Kambodscha. Besonders an den Grenzen zu den Spielwüsten Thailand und Laos. So trifft man auch Asiaten aller Länder am Tisch. In Phnom Penh sind besonders die Koreaner verschrien und gefürchtet. Das sind die wildesten Spieler der Region. Aber sie waren es auch, die mir Hotel, Essen und meinen Trip nach Angkor Wat bezahlten, was die Kambodschaner selbst nicht so gern tun. Die Dealerinnen sind typisch asiatisch freundlich, süß und zuvorkommend. Drinks und kleine Snacks gibt es an den Tisch. Alles ist bezahlbar, auch wenn es verglichen mit den typischen Straßenrestaurants Wucher und weniger lecker ist.
Nun ja, so viel also zur journalistischen Grundaufgabe. Doch gab es denn diesmal kein besonderes Erlebnis, ein Schmankerl oder so? Oh doch, na klar. Allerdings neben dem Spiel. Das weibliche Personal, allen voran die Kellnerinnen, ist so scheu und schüchtern, dass die jungen Mädels ein Dreisekundenblick völlig aus dem Konzept bringt. Welch Genuss, welch Abwechslung, wenn man doch gerade die in Casinos gern abgezockten Kellnerinnen gewohnt ist. So brachte mir meine Lieblingskellnerin zweimal hintereinander je ein Bier und ein Tee. Ich verstand nicht warum, bis ich begriff, dass sie den sprachlichen Unterscheid zwischen „Beer“ und „Tea“ nicht verstand. ??? Und die Saalchefin lachte den ganzen Abend, wenn sie an mir vorbeiging, nur weil ich gleich zu Beginn einen unwichtigen kleinen Gag gemacht hatte.
Die Dame nennt sich “I-win” und sie tut es. Wer kann diesem Lächeln aus Phnom Penh etwas abschlagen? Quelle: carstenweidling.deDen Vogel schoss aber eine Dealerin ab, die mich vor Tischeröffnung nach meiner Telefonnummer fragte, als sie mich in die Warteliste schrieb. Ich sagte, dass ich kein Telefon mit hätte. Sie sah aber, wie sich was Großes in meiner Hose abzeichnete und griff danach. Ich sagte ihr, das sei kein Telefon und bot ihr an, auch die andere Seite auch abzutasten, was sie wie in Trance auch tat. Ihre Kollegin warf sich bei diesem Schauspiel vor Lachen fast zu Boden. Meine Abtasterin wurde knallrot, als ihr die kuriose Situation bewusst wurde. Ich zog meinen Fotoapparat aus der Tasche und meinte, ihm hätte das gefallen. Das Ergebnis: Eine Dealerin, die den ganzen Abend immer wieder rot anlief wenn sie mich sah.
Also Fazit? Kambodscha mit seinen fantastischen Menschen, dem großartigen Essen, dem Wetter, der Landschaft und den Tempel von Siem Reap ist ohnehin eine Reise wert und es gibt viele Sachen, die man dort eher tun sollte als zu pokern. Doch wenn man Lust dazu hat, ist man hier gut aufgehoben. Und wer zudem in der Region was Gutes tun will, sollte sich mit meiner Freundin Sandra Naujoks in Verbindung setzen. Also auf nach Kambodscha!
Euer Carsten Weidling on Tour
Wer mehr über Carsten und seine Weltreise erfahren möchte, kann gern auf www.carstenweidling.de
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 21.07.2010.