Einen Pokerspieler wie den Iren Andy Black gibt es auf der Welt wohl kein zweites Mal. Seit den neunziger Jahren ist er regelmäßiger Gast bei der WSOP, doch nachdem er 1998 aus dem Main-Event ausschied, zog er sich für fünf Jahre zurück und lebte ein mönchsartiges buddhistisches Leben.
Von dem selbstgewählten Exil kehrte er mit maximalen Erfolgen zurück. 2005 wurde er Fünfter beim Main-Event für 1,75 Millionen Dollar und erhielt den Spitznamen „der Mönch“.
Andy Black ist einer der wenigen Spieler, die sich noch an die WSOP im Binion's erinnern, bevor der Poker-Boom einsetzte. Damit hat er eine sehr spezielle Perspektive auf das Spiel.
Wir (unsere Schwester-Seite PokerListings.com) haben uns mit ihm während einer Pause des Millionaire-Maker-Events unterhalten.
PokerListings: Wie viel spielst du dieser Tage überhaupt noch?
Andy Black: Schon eine Menge, doch vor allem in Irland. Ich habe ein einjähriges Kind zu Hause.
PL: Machen die Spiele immer noch Spaß?
AB: ja. Tatsächlich gab es bei mir jedoch eine Phase über einige Jahre, während der mir Poker keinen Spaß machte. In den letzten Jahren kam der Spaß jedoch zurück.
PL: Ist es natürlich, dass Pokerspieler im Laufe der Zeit etwas ausgebrannt werden?
AB: Ich weiß nicht, ob ich „natürlich“ sagen würde, aber es ist auf jeden Fall sehr üblich. Auf eine gewisse Art und Weise macht man immer das selbe und wenn man keine Kreativität mitbringt, wird es schnell zur Plackerei. Ich glaube das ist mir passiert.
PL: Denkst du, Poker ist zur Zeit in einem guten Zustand?
AB: Auf eine gewisse Art und Weise, ja. Ich finde es beeindruckend, wie viele begabte, junge Spieler auf so hohem Niveau spielen. Die mathematischen Feinheiten, die sie zum Spiel gebracht haben, sind etwas sehr Besonderes.
Die Spielqualität dieser Tage ist frappierend. Manchmal fühle ich mich fast wie ein Depp an den Tischen. Auch der Umgang miteinander an den Tischen ist in letzter Zeit besser geworden.
Klar, ein wenig Ignoranz ist immer noch da. Aber das kommt einfach daher, dass Spieler, die sonst nur Online spielen, gar nicht auf ihre Mitspieler eingehen müssen. Da fehlen einfach die sozialen Fähigkeiten. Aber ich glaube, dies ist in den letzten Jahren besser geworden, denn viele dieser Spieler sind inzwischen Live-Spieler.
Es kommt inzwischen nur noch selten vor, dass jemand einen Mitspieler am Tisch einen „Fisch“ nennt.
PL: Hat sich in den letzten Jahren noch irgendetwas beim Poker verbessert?
AB: Ich glaube die Einführung der neuen Zeit-Regel war lange überfällig. Hierbei geht es nicht nur um die Zeit, sondern darum, ob Spieler das Recht haben, sich wie ein Arschloch aufzuführen.
Die alten Regeln haben die Spieler fast schon angehalten, sich schlecht zu benehmen. Es war quasi legitimiert.
Im Allgemeinen glaube ich aber, das Spiel ist in einem ziemlich guten Zustand. Es wäre nur schön, wenn die Leute nicht ganz so gut wären.
PL: Wird die Qualität der Spieler in Zukunft ein Problem darstellen?
AB: Es macht Dinge schwieriger, aber ich vermute, dadurch dass Online-Poker in den USA nicht legal ist, ist die WSOP leichter geworden. Ich denke, die Spielqualität in europäischen Pokerturnieren ist viel höher. Auf jeden Fall höher als hier.
PL: Du hast schon immer meditiert. Ist das immer noch ein wichtiger Teil deines Lebens?
AB: Ja, ich habe damit nie aufgehört. Ich werde ausgerechnet hier in Montana für einige Tage vor dem Main-Event Unterricht geben. Ich glaube, in den letzten Jahren habe ich den Punkt erreicht, dass ich anstatt etwas zu brauchen, etwas anbieten kann. Das finde ich sehr interessant.
PL: Befriedigt es, einen solchen Punkt erreicht zu haben?
AB: Ich denke schon. Ich vermute, der tatsächliche Zweck eines jeden spirituellen Weges ist es, seinen Bullshit und all die Verwirrung hinter sich zu lassen. Ich glaube nicht dass das eine Exklusive-Eigenschaft vom Buddhismus ist.
PL: Du kommst schon seit langer Zeit nach Las Vegas. Fehlt dir irgendetwas aus den alten Tagen vor dem Boom?
AB: Jünger zu sein?
PL: Und sonst noch etwas?
AB: Nun, auf eine gewisse Art und Weise fasst es das ganz gut zusammen. Ich erinnere mich, als ich das erste Mal im Binion's war und da war Devilfish, der an einem Tisch versuchte, Schmuck zu verkaufen. So etwas gibt es heute einfach nicht mehr.
Der örtliche Koks-Dealer war auch ein Dealer am Tisch. Von diesen Dingen gab es jede Menge damals. Aber vielleicht ist es wirklich eine Frage des Alters. Für Leute Anfang 20 ist womöglich auch jetzt alles hier.
Eine der merkwürdigsten Sachen, an die ich mich noch erinnere, ist diese Bar im Binion's. Dort haben all die Freundinnen der Spieler gewartet, dass ihr Typ etwas gewinnt, so dass sie ein paar Dollar für Getränke und Essen bekommen.
Die Welt war damals viel kleiner. Wenn in Irland ein Typ den Poker-Raum betrat und wir ihn nicht kannten, hat ihn der gesamte Raum angestarrt. Wenn der dann tatsächlich gewann, hatten wir alle ein Problem.
PL: Wie viel von der WSOP wirst du spielen?
AB: Ich habe mehrere Flüge gebucht, denn ich habe ein einjähriges Kind zu Hause. Erst wollte ich nur für 20 Tage kommen und zwei Trips machen, doch meiner Frau und dem Kind geht es gut und jetzt hoffe ich, für die gesamte WSOP hierbleiben zu können. Aber wenn es einen Anruf gibt, sitze ich sofort im Flieger nach Hause. Es fühlt sich wirklich gut an, hier zu sein und ich denke, ich habe hier eine Chance auf etwas Großes.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 12.06.2017.