Die schwere Krankheit von Amarillo Slim nimmt Doyle Brunson in seinem neusten Blog zum Anlass, eine spannende Geschichte aus den ‘good old days’ zum Besten zu geben, die wir unseren Lesern hier als Übersetzung präsentieren.

“Nach den vielen Berichten über den angeblichen Tod von Amarillo Slim im Internet, scheint es mir angemessen, die folgende Geschichte mit ihm zu erzählen. Ich habe aber mit Amarillo gesprochen und es scheint, als würde er die Krankheit überstehen. Slim kämpft gegen den Krebs und er hat Probleme mit dem Herzen, er gibt aber nicht auf.
In den späten Sechzigern fuhren Slim, Sailor Roberts und ich nach West Texas, um Poker zu spielen und auf Highschool-Football und sonstige Sportevents zu wetten. Die Highschool-Football Games waren eine tolle Sache. Die Läden schlossen früh, ganze Städte schauten sich geschlossen die Spiele an und wetteten. In den Stadien waren 15.000 bis 20.000 Menschen, meistens waren sie komplett ausverkauft.
Nach einem wichtigen Spiel in Midland bin ich mit Slim zu einem Afterhour Nightclub gegangen, wo im Hinterzimmer eine Pokerrunde lief. Damals waren Schwarze und Weiße streng getrennt, die Runde bestand aus Schwarzen, ein ‘colored town’ also. Wir hatten da schon einmal gespielt und der Besitzer lud uns ein. Wir waren die einzigen Weißen im Club, verstanden uns aber mit allen extrem gut.
Wir hatten am Ende jeden einzelnen Poker-Dollar im Raum gewonnen und waren noch auf ein paar Cocktails geblieben. Wir gingen dann zum Auto als uns ein großer schwarzer Mann nach einem Streichholz fragte. Ich roch sofort Gefahr und sagte Slim, er solle nicht reagieren und abhauen. Stattdessen griff Slim nach einem Streichholz und sofort schlug der Schwarze zu. Er brach Slim den Kiefer und Slim wurde bewusstlos. Der Räuber nahm sich Slims Geld und seinen diamantene Anstecknadel. Dann drehte er sich zu mir um, ich war aber schon auf dem Weg zum Auto, wo ich eine Pistole hatte.
Im Laufen brachten mich dann weitere Männer zu Fall. Ich wurde auf den Boden geworfen, wo ich geschlagen und getreten wurde. Ich hätte ihnen mein Geld schon gegeben, sie traten aber immer weiter. Ich wehrte mich verbissen und schmiss ihnen bei jeder Gelegenheit Dreck ins Gesicht. Vor allem, wenn sie an mein Geld wollten. Nach dieser schrecklichen Tracht Prügel schaffte ich es aufzustehen und noch einen von ihnen umzuhauen. Autos fuhren an uns vorbei und aus Angst erwischt zu werden, ließen sie endlich von mir ab.
Slim und ich fuhren anschließend nach Hause um unsere Wunden zu versorgen. Wir hatten einen guten Freund, einen Arzt, der mitten in der Nacht herkam und uns zusammenflickte. Slims Kiefer war zerstört, er konnte einen Monat lang keine feste Nahrung zu sich nehmen. Ich hatte drei gebrochene Rippen, mehrere Schnitte, eine gebrochene Nase und mein Ohr hing mehr oder weniger nur noch an einem Faden. Als der Arzt weg war, trafen wir die unkluge Entscheidung, wieder hinzufahren und uns für den brutalen Raub zu rächen. Mit einem besonders harten Typen hatten wir gepokert und ich rief ihn an. Ich erzählte ihm unsere Story und er sollte mit uns hinfahren.

Der Typ hieß George McCann, er wurde später Mitglied der berüchtigten Gang namens Dixie Mafia. Er sagte mir, ich solle warten und er werde ein paar Leute anrufen. Nach einer Weile rief er zurück und sagte, er könne leider nicht mitfahren. Die Jungs wären Chuck’s Leute und mit dem sei er gut befreundet. Es täte ihnen aber leid, sie hätten halt nicht gewusst, wer wir waren.
Nachdem ich einen Moment überlegt hatte, sagte ich, das sei für mich O.K., ich wolle aber den Typ finden, der mir mehrfach in den Kopf getreten hat. George lachte und sagte, dass ich mir damit keinen Gefallen tun würde, der Typ würde es jederzeit wieder machen. Er war nämlich gerade aus dem Football-Team der 49’ers rausgeflogen.
Slim wollte zur Polizei gehen und eine Anzeige machen. Ich konnte ihn aber davon abhalten. Eine Anzeige würde uns bei zahllosen illegalen Pokerrunden in Verruf bringen und das wollten wir natürlich nicht. So verbuchten wir das Ganze als den Preis, den wir für unseren Lifestyle eben zu bezahlen hatten.
Mir fällt noch ein, dass besagter Chuck am nächsten Tag zu uns kam, um sich zu entschuldigen. Ich meinte zu ihm, dass wir die Sache vergessen, wenn die Jungs Slim die geraubten 1.200 Dollar zurückgeben. Das ging aber nicht, die Jungs hätten das Geld schon ausgegeben.
Dann fragte er mich, wie viel ich denn dabei hatte und machte Anstalten, den Verlust selber auszugleichen. Ich kann mich immer noch an seinen Gesichtsausdruck erinnern, als ich sagte: 15.000 Dollar. Tja, Pech gehabt, Chuck.”
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 29.04.2012.