Zurzeit stelle ich mir immer öfter eine bestimmte Frage, doch bevor ich auf aktuelle Ereignisse zu sprechen komme, will ich die Kopfweh-Hand aus der letzten Woche auflösen. In diesem Zusammenhang erstmal vielen Dank für Eure Ideen und Vorschläge, die dazu beigetragen haben, dass mein Kopfweh weg ist – und das ohne Aspirin.
Zur Hand. Wie letzte Woche erwähnt, ist bei dieser Konstellation das Minimax-Problem extrem polarisiert. Drei plausible Hände schlagen mich, während es sehr fragwürdig ist, ob schlechtere Hände wie Ax Kx oder Ax Jx zwei Bets bezahlen werden. Aus diesem Grund, fürs Balancing und weil es sich um einen extrem aggressiven Gegner handelte, habe ich mich dazu entschieden, die Hand ab dem Turn Check/Call zu spielen. Mein Kontrahent tat mir den Gefallen, mit A Q zwei Bets in Höhe von 40 $ bzw. 108 $ zu bringen, wonach der Pot mit 363 $ ganz ordentlich ausfiel.
Im Nachhinein war ich mir aber extrem unsicher, ob man nicht Bet Turn, Check/Call River spielen sollte. Das Problem dabei ist, dass ich an gegnerischer Stelle zwar den Turn callen, auf dem River aber nicht setzen würde. In diesem Fall fiele mein Gewinn natürlich deutlich niedriger aus, wobei man diesem konkreten Spieler eine River-Bet sogar zutrauen kann. Ihr seht, ich kenne die richtige Lösung immer noch nicht, aber wenigstens passte mein Read.
Nun zur Gegenwart, die nicht nur rosig aussieht. Ich will zwar nicht jammern und die Überschrift ist auch ein wenig übertrieben, aber ein paar Spieler mehr könnten es schon sein. Wann dürfen die Amis endlich wieder ran? Am Samstag musste ich die Happy Hour auf NL100 bestreiten, weil die höchsten Rush-Poker-Limits komplett leergefegt waren.
Da ich viel tagsüber spiele und es dabei maximal mit 50 verschiedenen Spielern zu tun habe, kennt man sich aus dem Effeff. Leider verirren sich allzu selten schlechte Spieler an die Tische, um den ein oder anderen Stack abzuliefern. Und wenn sie es versuchen, klappt es auch nicht immer, wie in der folgenden Hand, über die ich mich schippelig gelacht habe.
Ich (416,50 $) halte in UTG+1 A A und raise auf 12 $. Mein Nachbar (604,40 $) callt und ein trickreicher Spanier (715,95 $) direkt dahinter reraist auf 48 $, nachdem er zunächst zusätzliche Bedenkzeit genommen hatte. Das bedeutet bei ihm immer eine starke Hand, die ich natürlich begrüße. Alle folden, doch der Big Blind (161,60 $) callt die 48 $ und ist damit praktisch Pot-Committed.
Was kann er haben, frage ich mich und setze ihn mit 176 $ All-In. Mein Nachbar foldet, doch der trickreiche Spanier geht ebenfalls All-In. Der Big Blind callt wie erwartet und auch ich calle. Die Karten werden umgedreht, der Spanier zeigt A A und der Big Blind – ja, es stimmt wirklich – 5 5 . Das ist wohl das, was man einen messerscharfen Read nennt, alle drei Gegner haben Ax Kx und man hat die Hand schon gewonnen.
Ersteres stimmt zwar nicht, Zweites aber schon. Das Board bringt J 5 Q 3 10 und unser Freund wird mit 498,80 Dollar für seine brillante Handanalyse (Besonderes Bonmot: hätte sie gestimmt, wäre er gerivert worden) belohnt, während ich den Rest mit dem Spanier brüderlich teile.
Einfach nur herrlich und das Highlight der vergangenen Woche!
Euch gute Hände,
Euer Alex Moro
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 17.05.2011.