Bevor ich mich hier zu der aktuellen Situation beim Internetpoker äußern möchte, muss ich noch ein Wort zum letzten Tagebucheintrag verlieren. Leute, Ihr dürft dieses Spiel nicht so ernst nehmen und schon gar nicht meine Zeilen immer für bare Münze nehmen. Leser „nh“ war der Sache schon dicht auf der Spur, natürlich waren diese Gutshot-Hände großteils grottig und basierten vornehmlich auf Metaspiel und den zitierten Gäulen, die einem während einer längeren Session immer wieder einmal durchgehen. Immer nur den trockenen Stiefel herunterzuspielen macht letztlich eben keinen Spaß und ein wenig Selbstironie, die doch hoffentlich ein wenig durchschien, hat auch noch keinem geschadet. So kommt es gelegentlich eben zu Händen, die nicht gerade lehrbuchreif sind.
Ernst ist die Situation im Netz ohnehin schon genug, seit dem Schwarzen Freitag – und das meine ich wirklich ernst – haben sich die Bedingungen gewaltig verändert. Die 1 $/2 $-Partie Rush Poker (FR) ist komplett zusammen gebrochen und auch bei 2 $/4 $, dem höchsten RP-Limit herrscht oft ziemliche Leere. Letztlich läuft zwar immer eine Partie, aber schlechte Spieler findet man dort wenig und ich wage nicht, mir aktuell einen größeren Vorteil zu attestieren.
Testhalber habe ich nach dem ominösen Freitag das Wochenlimit ausgecasht und das Geld landete auch prompt auf meinem Konto, außerdem hat Full Tilt als kleine Belohnung einen Bonus spendiert. Der versüßt ein wenig den April, der mit 3,2 BB pro 100 Hände ohnehin recht passabel verlief.
An interessanten Händen habe ich recht wenig erlebt, allerdings gab es eine Art Koinzidenz mit Pocket Sechsen, mit denen ich zweimal Quads getroffen habe. Gegen Full-Tilt-Pro Hans-Martin Vogl reichte es nicht zum Stacken, auf dem Board mit 6x 6x Kx 3x 7x spielte er zwar den River an, roch nach dem unvermeidlichen Push aber noch den Braten oder hatte einfach nichts.
Spektakulärer verlief da schon die Live-Partie in meinem Card Club, wo es in einer Hand gleich zu mehreren skurrilen Situationen kam. Mit ein paar Limpern landete ich auf dem Flop mit 8 6 2 und wollte nach zwei Checks gerade anspielen, als der Typ hinter mir zum wiederholten Male die Reihenfolge missachtete und zwei Zehner-Chips in die Mitte schleuderte. Gut, dann checke ich eben, denke ich mir, und nach zwei Folds kommt dann auch der gewünschte Raise auf 110 Euro des Mannes zu meiner Rechten. Ich gehe mit 360 Euro All-In und Kollege Praecox foldet recht schnell.
Der Raiser aber überlegt und meint dann schließlich, er könne das nicht folden. Er callt, der Turn bringt eine 6 und nach einer 8 auf dem River bricht er schließlich in Jubel aus und hämmert triumphal seine Karten auf den Tisch, obwohl ich eigentlich zeigen müsste. Mit 8 7 hat er zwar keinen Flush, aber ein Full House bekommen. Sein Gesicht verändert sich jedoch schon leicht, als er realisiert, dass ich nicht mucke, sondern im Begriff bin, die Karten umzudrehen. Schließlich landen meine Sechsen umgedreht auf dem Tisch und auch die Chips bewegen sich schon in meine Richtung, als er zu lamentieren beginnt. Naja, genau genommen war er schon auf dem Turn Drawing Dead…
Solche Sachen passieren einem nur live, umso schöner, wenn man dabei das bessere Ende für sich hat.
Bis nächste Woche, allzeit gutes Blatt
Euer Alex
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 29.04.2011.