Aspekt 2:
Änderung der Einsatzhöhe aufgrund der Stackgröße
Bei der Entscheidung, ob Sie den ganzen Pot oder einen kleineren Betrag setzen, kann die Größe Ihres eigenen Stacks von Bedeutung sein. In einigen meiner Artikel zu Pot-Limit Poker empfehle ich, mehr Chips an den Tisch zu nehmen als alle anderen Spieler, denen Sie Geld abnehmen möchten, wenn Sie wissen, wie man mit einem großen Stack umgeht. Pot-Limit Omaha ist ein kompliziertes Spiel und mit einem großen Stack wird es noch komplizierter. Das Spiel mit einem großen Stack erfordert mehr Können als das Spiel mit einem kleinen oder mittelgroßen Stack. Falls Sie nun aus irgendeinem Grund mit einem kleinen oder mittelgroßen Stack pokern, dann ist es alles andere als selbstverständlich, immer den ganzen Pot zu setzen. Nehmen wir an, Sie befinden sich in einer Partie mit einem Buy-in von $1.000 und sind in Early Position (oder in den Blinds) mit einem Stack von $520. Sie halten J 10 7 7 , es sind $180 im Pot und sechs Spieler sehen den Flop J 10 6 . Sie gehen davon aus, dass Ihre zwei Paare augenblicklich gut sind. Es sind aber viele Draws möglich, was Ihre Hand sehr verwundbar macht. Die einzigen guten Karten für Sie auf dem Turn sind die übrigen Buben und Zehnen, sowie alle Zweien, Dreien, Vieren und Fünfen. Hier den Pot zu setzen, wäre unklug, da Sie bei jeder anderen Karte auf dem Turn die Hand aufgeben müssten. (Für nur eine Karte bekommen Sie keine ausreichenden Odds für den Call einer großen Bet, um sich zu einem Full House oder Quads zu verbessern, wenn Sie davon ausgehen, dass der Turn jemandem eine Straße gemacht hat. In diesem Fall hätten Sie $180 – mehr als ein Drittel Ihres Stacks – vergeudet, ohne überhaupt den River zu sehen.)
Falls Sie sich also dazu entschließen, bei diesem Flop überhaupt zu betten, dann scheint $80 der richtige Betrag zu sein, viel besser als eine Bet von $180. Bei diesem Bord können Sie unter der Voraussetzung, dass Ihre Hand augenblicklich vorne liegt, einen, zwei oder drei Caller erwarten. Falls der Turn nun ungefährlich ist, dann haben Sie sich in die perfekte Position gebracht, Ihre Hand so gut wie möglich durch eine Bet des ganzen Pots zu verteidigen. Wenn Sie aber auf dem Flop den ganzen Pot gesetzt und die gleichen Spieler gecallt hätten, dann könnten Sie Ihre Hand nach der guten Turn-Karte nicht so gut verteidigen. Es wären bereits $720 im Pot, so dass die $420, die Sie übrig hätten, nicht genug wären, um einen kleinen Wrap (oder sogar einen Open-Ended Straight Draw oder eine andere Hand mit einem Kombi-Draw) zum folden zu bringen.
Betrachten wir nun einen anderen Flop: K 7 2 und Sie halten KKxx. Es sind $400 im Pot, vier Spieler noch dabei und Sie haben einen Stack von $1.200. Ein übliches Szenario wäre folgendes: Sie setzen den Pot, es gibt einen Caller, auf dem Turn kommt das dritte Pik und Ihr Gegner geht all-in (und Sie folden, da Sie wissen, dass Sie geschlagen sind oder callen und hoffen, sich auf dem River zu verbessern). Falls die Einsätze vor dem Flop nahelegen, jemand anderes könnte Asse haben, dann müssen Sie die Möglichkeit in Betracht ziehen, er könnte auch den Nutflush Draw haben, eine Hand, mit der er auf diesem Bord nicht folden wird, unabhängig davon, wieviel Sie setzen. Warum versuchen Sie also nicht, etwas Geld mit Ihrem Set zu machen, wenn Ihre Hand auch nach dem Turn gut ist, aber gleichzeitig zu vermeiden, pleite zu gehen? Eine Bet von $200 auf dem Flop scheint hier vernünftig zu sein, insbesondere wenn man das unkoordinierte Bord berücksichtigt. (Außerdem macht eine Bet von einem Drittel bis zur Hälfte des Pots mit Top Set bei diesem Bord Ihre Bluffs mit gleicher Einsatzhöhe glaubwürdiger.) Diese $200 sind der perfekte Betrag, um selbst bloße Asse dazu zu bringen, mitzugehen. Das ist perfekt für Sie, da Ihr Gegner vermutlich nur zwei Outs hat, während er nur 3 zu 1 für sein Geld bekommt. Außerdem würden Sie einem Flush Draw keinen guten Preis für einen Call geben, wohlwissend, dass die 7 nicht einmal ein Out für Ihre(n) Gegner ist. Wenn die Asse zurückspielen (oder wenn Sie davon ausgehen, den Preflop-Raise all-in checkraisen zu können), dann versuchen Sie auf alle Fälle, das gesamte Geld mit den Nuts auf dem Flop in den Pot zu kriegen. Das wäre die beste Situation. Sie können aber nicht davon ausgehen, dass es immer so kommen wird – und Sie können definitiv nicht davon ausgehen, wenn Sie einen Einsatz tätigen, der für dieses unkoordinierte Bord zu groß ist.+)
Nehmen wir also an, dass Sie tatsächlich den halben Pot, $200, setzen. Falls diese Bet von $200 gecallt wird und auf dem Turn ein Pik – oder noch schlimmer, ein Ass – kommt, dann können Sie auf eine große Bet folden, und hätten dann die zusätzlichen $200++) “gespart”. Wenn der Turn jedoch keine Gefahr darstellt, können Sie einfach den Pot setzen, wenn Sie denken, dass es an der Zeit ist, Ihre Hand so gut wie möglich zu schützen, oder einen kleineren Betrag betten, falls Sie eher möchten, dass Ihre Gegner callen. (Wenn Sie wissen, was Ihr Gegner hält, müssen Sie einen River-Bluff nicht fürchten und können es sich leisten, Ihrem Gegner einen wesentlich besseren Preis als 2 zu 1 anzubieten. Sie können also weniger als den Pot setzen, und wenn ein Pik oder ein Ass kommt, können Sie beruhigt folden und “sparen” Chips, die Sie bei einer Bet in Höhe des Pots nicht gespart hätten. Außerdem könnte Sie Ihr Gegner auch ausbezahlen, wenn Sie nach Ihrer kleinen Bet auf dem Turn auf dem River ein Full House machen. Sie doppeln also trotzdem ab, obwohl Sie auf allen Straßen weniger als den Pot setzten.) Wenn Sie $400 auf dem Flop setzen und gecallt werden, bekommen Sie nicht die passenden Odds, um auf ein Full House zu hoffen, falls Sie davon ausgehen, dass Ihr Gegner auf dem Turn einen Flush gemacht hat. Sie würden weitere $800 callen müssen für einen Pot von insgesamt $2.800 und Sie hätten maximal zehn Outs.
Ich rate nicht dazu, immer weniger als den Pot zu setzen, wenn Sie mit einem kleinen Stack spielen. Wozu ich rate, ist, das Bord, Ihre Stackgröße und die Stackgrößen Ihrer Gegner genau zu betrachten und zu versuchen, die beste Strategie zu finden, um a) Ihre Gewinne zu maximieren und b) Ihre Verluste zu minimieren.
+) Ehrlich gesagt, wäre dies – wenn Sie drei Könige floppten und vermuten, der Preflop-Raiser hält Asse – die perfekte Situation, um einen Check-Raise auf dem Flop zu versuchen. Insbesondere, wenn der Preflop-Raiser nicht zu viele Gegner hat, wird er ziemlich sicher einen Angriff auf den Pot starten, wenn das Bord so unkoordiniert ist. Falls aber Sie den letzten Raise vor dem Flop machten, und es daher so scheint, als ob a) niemand Asse hält und b) niemand setzen wird, dann ist es am besten, einfach 30 bis 50 % des Pots statt den ganzen Pot zu betten. Das ist übrigens die gleiche Bet, die Sie auch als Bluff, um den Pot zu stehlen, machen würden – Sie müssen diese Art von Bet also auch machen, wenn Sie eine wirklich große Hand floppten. Falls Sie sich also dazu entschließen, überhaupt zu setzen, dann ist ein Einsatz des halben Pots eindeutig besser als der des ganzen Pots, den viele Spieler hier mit Top Set machen würden.
++) Natürlich besteht die Möglichkeit, dass Ihr Gegner Sie mit seinem Flush Draw callte, nur weil Sie ihm mit der Bet von einem halben Pot einen guten Preis gaben, und er bei einer Bet in Höhe des Pots gefoldet hätte. Das bedeutet also, Sie verlieren jetzt einen Pot, den Sie mit einer “normalen” großen Bet gewonnen hätten. Dass Sie Ihrem Gegner die Chance geben, billig zu drawen, ist einer der klaren Nachteile des von mir vorgeschlagenen Spielzugs. Diese Art von Bet sollten Sie daher auf koordinierteren Bords und / oder Bords mit mehreren Draws nur selten machen.
Schlussbemerkung
Die Situationen, die ich hier diskutiert habe, kommen oft vor, und ein durchschnittlicher Spieler kann in ihnen viel Geld machen (oder sparen). Stellen Sie nur sicher, dass Sie keine Informationen zur Stärke Ihrer Hand preisgeben, wenn Sie sich dazu entschließen, weniger als den Pot zu setzen. Falls Ihre Gegner anhand der Einsatzhöhe herausfinden können, was Sie halten, können diese Geld sparen, wenn sie wissen, dass Sie eine gute Hand halten. Und Ihre Gegner können Sie von der Hand raisen, wenn diese wissen, dass Sie schwach sind.
Dies ist ein editierter Auszug aus Rolfs brandneuem Buch “Secrets of Professional Pot-Limit Omaha”, das über alle größeren (Online-) Buchhandlungen, einschließlich Amazon und Conjelco verfügbar ist. Weitere Informationen finden Sie auf Rolfs eigener Seite www.rolfslotboom.com oder der Seite des Verlags, www.dandbpoker.com.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 21.10.2007.