Am heutigen Dienstag, den 29. November und Mittwoch, den 30. November laufen bei der Global Poker League von Alex Dreyfus die wichtigen Playoffs. Am 1. Dezember steigt das große Finale. Aber sind die Playoffs tatsächlich 'wichtig', das Finale wirklich 'groß'?
Neben erfreulichen Dingen, z. B. viele bekannte Spieler und sogar Seriendarsteller, konnte die GPL bislang nicht richtig überzeugen.
Zuletzt dümpelten die Zuschauerzahlen auf Twitch im schwachen dreistelligen Bereich.
Hier die Aspekte, die unserer Meinung nach der GPL geschadet haben. Wird geben damit hoffentlich Anregung, das Ganze beim nächsten Mal besser zu machen.
Die Spieler haben nämlich für zwei Seasons unterschrieben...
1. Viel zu lange Dauer
Die Teams spielten monatelang mehrmals pro Woche, nur um insgesamt vier von zwölf Teams zu eliminieren. Das ist zu viel Zeit mit zu wenig Konsequenz. In anderen Pokerformaten werden innerhalb von Stunden strahlende Sieger und Millionen von Dollar ausgespielt. Zu den Preisgeldern unten mehr.
2. Intransparenz als Konzept
Mal ganz ehrlich: Das System der GPL zu durchschauen, ist schwieriger als ein Studium der Astrophysik. An dieser Stelle Grüße an Liv Boeree, die Managerin der London Royals ist. Selbst für die Pokerjournalisten war das Gruppensystem mit Sit&Gos und Heads-Up-Games eine harte Nuss.
3. Änderungen in der laufenden Season
Dass die Modalitäten für die Playoffs, das Finale und mehr in der laufenden Season mehrfach geändert wurden, trug auch nicht zur Klarheit bei. Mal sollte im Wembley Stadion gespielt werden, dann in wieder Vegas. Mal mit Glaskäfig, mal ohne. Mal live, dann wieder online. Uff.
4. Willkürlich aufgestellte Teams
Die Teams haben mehr oder weniger nichts mit Ländern oder den namensgebenden Städten gemein. Warum spielt z. B. bei den Berlin Bears in den Playoffs niemand aus Berlin? Das macht es schwer, sich mit den Teams zu identifizieren. Das Ganze wirkt deswegen einfach nur willkürlich zusammengewürfelt. Die GPL ist keine Poker-Olympiade, geschweige denn eine echte Poker-WM.
5. Es geht um (fast) nichts
Das Preisgeld für die aufgewendete Zeit ist mit 100.000 Dollar vergleichsweise lächerlich. Jeden Sonntag werden bei der Sunday Million auf PokerStars mehr als zwölf mal so viel ausgezahlt. Poker funktioniert nun mal mit Geld, am besten mit hohen Summen. Die Zuschauerzahlen bei Twitch, die sich zuletzt um die Hunderter-Marke bewegten, bestätigen dies. Mehr oder weniger unbekannte League-Of-Legends-Spieler schaffen das mit einer Webcam für 20 Euro. Mit ähnlichen Problemen hat übrigens auch die Sportify-Poker-Fraktion zu kämpfen
6. Die Personalie Alex Dreyfus
Die Kontroversen um GPL-Boss Alex Dreyfus waren ebenfalls nicht hilfreich. Im September wiesen Hendrik "valueH" Latz und Fedor Holz darauf hin, dass Dreyfus ihnen seit Anfang des Sommers einen fünfstelligen Geldbetrag schuldete und diesen, trotz der Ankündigung, die Schulden sofort zu begleichen, erst nach drei Monaten mit viel Gemaule und teils widersprüchlichen Begründungen überwies.
7. Gruppen viel zu lange voneinander getrennt
Es gibt zwölf GPL-Teams, jeweils sechs spielten in der Eurasia- und der Americas-Gruppe. Die Gruppen bleiben aber bis zum Finale getrennt, spielten also nur gegeneinander. Warum? Hier wurde ein Menge Potential verschenkt, vor allem weil die meisten Spiele ohnehin online abgehalten wurden.
Hoffen wir, dass das teure Project GPL noch nicht gestorben ist und dass die nächste Season - sollte es eine geben - besser wird. Die engagierten Spieler, die treuen Zuschauer und die Finanziers hätten es verdient. Hier das Schaubild zu den Playoffs und dem Finale:
>> Aufstellung der Teams für die Playoffs
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 29.11.2016.