Nein, es geht mir in diesem Artikel nicht darum, euch eine Anleitung zum Schummeln zu vermitteln. Ich könnte es, aber werde es nicht. Ich möchte ein Verhaltensmuster ansprechen, das in einer Grauzone des Spiels vorzufinden ist und zum Teil stark an Schummeln grenzt. Das Angle Shooting.
Der Begriff Angle Shooting kommt aus dem amerikanischem und bezeichnet Handlungen eines Spielers, die zwar im Rahmen der Regeln erlaubt sind, aber trotzdem unfaire Taktiken enthalten. Der Spieler beobachtet dabei die Abläufe des Spiels und versucht, diese zu seinem Vorteil zu missbrauchen. Zielgruppe sind meistens unerfahrene Spieler, die einfach nur da sind, um eine schöne Zeit zu verbringen. Einige Beispiele:
Ein Spieler, der vermeintlich nach dir spricht, annonciert am Showdown, das er eine Straight hat. Du wirfst daraufhin deine Karten in den Muck und er zeigt dir Ace-High. Du hättest die Hand gewonnen, hättest Du deine Karten nicht gemuckt.
Ein Spieler möchte wissen, ob du eventuell seine Bet callst, wenn er in den Pot bettet. Er simuliert eine Bet, indem er eine Geste Richtung Mitte macht. Er sieht, wie Du zu deinen Chips greifst und Ihn callen möchtest. Daraufhin check t er und erschleicht sich eine Free-Card.
Ein Spieler hat Position auf 2 Spieler, die noch handeln müssen. Er greift vorweg und bettet. Der Dealer unterrichtet Ihn darüber, dass dies nicht geht. Der Spieler in erster Position checkt jetzt, in der Hoffnung den Spieler in Position zu raisen. Der Spieler denkt nicht dran und checkt behind.
Der Shooter nimmt einen Stapel Chips in die Hand und macht eine Bewegung nach vorne, um zu Betten. Der Spieler nach ihm schaut begeistert. Der Shooter lässt daraufhin nur einen Chip fallen. Schaut der Spieler nach Ihm nicht so begeistert aus, dann wird der komplette Stapel reingestellt.
Der Shooter versteckt seine Karten vor der Sicht des Spielers nach Ihm, um Ihm zu signalisieren, er sei nicht in der Hand. Viele Spieler machen dies, um den Spieler in Position dazu zu bringen out of turn zu agieren. Der Shooter bekommt die Information, die er braucht und kann entsprechend agieren.
Es wird ständig Time gerufen, um einen Spieler bewusst auf Tilt zu bringen.
Das sind nur wenige Beispiele aus dem Fundus des Angle Shooters. Wer lange genug spielt, wird das ein oder andere sicherlich schon erlebt haben. Natürlich ist auch zu beobachten, dass es viele Spieler gibt, denen dieses Verhalten nicht bewusst ist, sprich es nicht realisieren, dass sie sich unfair verhalten. Der Grund liegt einfach darin, dass Ihnen das Spiel so beigebracht worden ist.
Klar sind Täuschungen Teil des Spiels. Von Reverse-Tells bis zu sogenannten Speech-plays während der Hand ist ja auch so einiges erlaubt. Ohne Täuschungen würde das Spiel ja auch nicht die Qualität haben, die es hat. Das wird jetzt so sein und wird auch immer so bleiben.
Nun haben wir aber das Problem, das manche Spieler das Ganze so sehr übertreiben, das es schon fast grenzwertiges Schummeln ist. Was dieses Thema nun schwierig macht ist, ist dass es keine einheitliche Regelung gibt. Die Meinungen gehen hier zum Teil stark auseinander. Was für den einen Grenzwertig ist, ist für den anderen Teil des Spiels und umgekehrt.
Was kann man da machen?
Nun ja, man kann mehr machen als nur einen bösen Blick rüber werfen. Das einfachste ist, du wartest bist du dran bist und der Spieler vor dir seine Aktion klar signalisiert hat. Sei dir bewusst, dass es diesen Spieler am Tisch gibt und nimm nichts für bare Münze. Solltest Du Zweifel haben, frage den Dealer, den Floorman oder die anderen Spieler. Sie helfen Dir, deine Interessen zu bewahren.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 15.12.2008.
